Podcast #178: Wie Management dein Training stagnieren lässt

Management ist ein so wertvolles Tool und ein wichtiger Bestandteil ganzheitlichen Trainings, wenn du das Verhalten deines Hundes in bestimmten Situationen nachhaltig verändern möchtest. Weil Management ein so wunderbares Tool ist, ist es auch Bestandteil meiner VIP Dogs Academy und wir widmen uns gleich zu Anfang intensiv  diesem wichtigen Thema.  Ich stelle immer wieder fest, dass in Bezug auf Management oft Missverständnisse bestehen und dann kommt schnell die Frage auf: "Ist das noch Management? Oder nur noch Vermeidung?"
Den Unterschied zwischen Management und Vermeidung zu kennen und vor allem bei dir und deinem Hund zu erkennen, ist wichtig, damit dieses wunderbare Tool dir und deinem Hund als Türöffner in euer schönstes Leben dienen kann. 

Du erfährst in dieser Podcastfolge: 

  • Was ist Management und wofür ist es da
  • Ab wann ist es Vermeidung und welche Nachteile bringt das mit sich
  • Wie du aus dem goldenen Käfig der Vermeidung wieder aussteigen kannst
  • Weshalb ein ganzheitliches Training wichtig ist
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Ich stelle immer wieder fest, dass beim Thema Management viele Missverständnisse darüber bestehen, was Management eigentlich ist, wo seine Grenzen sind und vor allem, wie es dir und deinem Hund dienen kann. Und dann wird es natürlich schwer, dieses wertvolle Tool im Alltag gut umzusetzen. Und oft folgen dann leidige Diskussionen, dass dein Hund ja so offensichtlich nichts lernt. Deshalb lass uns heute drüber sprechen.


"Prinzipiell bedeutet Management, dass wir Situationen mit dem Hund so gestalten, dass unerwünschtes Verhalten nicht auftreten kann."


Bellt dein Hund z.B. immer, wenn ihr ihm ein anderer Hund bis auf 20 m nahe kommt, dann bedeutet Management, dass du die Situation erstmal so gestaltest, dass euch andere Hunde nicht mehr bis auf 20 m nahe kommen. Das könntest du z. B. erreichen, indem du an anderen Orten oder zu anderen Zeiten spazieren gehst, sodass du mehr Platz zum Ausweichen hast oder erst gar nicht so viele Begegnungen stattfinden, weil deutlich weniger andere Hunde unterwegs sind.

Und jetzt könnte der ein oder andere denken: Ja, dann lernt dein Hund doch überhaupt nix.
Da das Gehirn – das deinen Hundes, meines und auch deines – zum Lernen gemacht ist, findet lernen immer statt. Immer! Das Gehirn ist zum Lernen gemacht, d. h. auch in diesen Situationen lernt dein Hund etwas.

Zum Beispiel lernt er, dass du ihn nicht mehr in – aus seiner Sicht – gefährliche oder frustrierende Situationen bringst. Er lernt, dass es mit dir sicher ist. Und er lernt, dass es beim Spazierengehen sicher ist. Das sind wichtige Lernerfahrungen, denn um überhaupt in der Lage zu sein, aktiv etwas zu lernen, um bewusste Entscheidungen treffen zu können und rational denken zu können, braucht es ein Gefühl von Sicherheit und es braucht ein gewisses Maß an Entspanntheit.
Und das ist nicht gegeben, wenn dein Hund ständig Angst hat, ständig im Flucht- oder Angriffsmodus ist oder ständig einfriert.

Das heißt, dein Hund lernt auch bei Management etwas. Und das, was er lernt und vor allem, wie es sich für ihn anfühlt, macht Training überhaupt erst oder noch viel besser möglich. Mit Hilfe von Management können wir viel schneller erwünschte Lernerfahrungen für unseren Hund und für uns schaffen und es so ermöglichen wirklich aktiv umzulernen, sodass die alten Verhaltensmuster nicht mehr gebraucht und damit auch nicht mehr geübt werden.

"Management ist wirklich ein wichtiger Bestandteil in der Verhaltensveränderung für deinen Hund. Und übrigens für dich ja genauso."


Wenn du dich überfordert fühlst, weil du schon Angst vor der nächsten Begegnungssituation mit deinem Hund hast. Oder Wut empfindest, weil da schon wieder ein anderer Hund euch entgegen kommt, dann ist es für dich ebenfalls richtig schwer, rational zu bleiben und neu Erlerntes umzusetzen oder gar in dieser Situation Neues zu lernen.


"Das heißt, Management dient nicht nur deinem Hund. Es dient auch dir."


Und jetzt stellt sich die Frage: Wann wird Management zur Vermeidung? Denn Management ist ja eine Form von Vermeidung. Nochmal zur Erinnerung: Wir vermeiden das Auftreten der Situation, die unerwünschtes Verhalten auslöst.

Der Punkt ist, dass Management ein Türöffner für Verhaltensveränderungen und für gezieltes, aktives und bewusstes Training ist. Management selbst kann und sollte jedoch nicht das Training ersetzten. Management ersetzt nicht, dass wir Schritt für Schritt unseren Hunden die entsprechende Lernerfahrungen zur Verfügung stellen und diese über verschiedene Trainingstools so ermöglichen, dass unser Hund leicht, schnell und effektiv neues Verhalten erlernen kann.
 
Natürlich bringt Management auch immer eine Erleichterung für dich und für deinen Hund mit sich. Bleibst du jetzt im Management hängen und managest einfach ganz viele Situationen, ohne die nächsten Schritte im Training zu gehen, dann kann es dir passieren, dass du in der Vermeidung stecken bleibst.

Das ist erstmal auch gar nicht so dramatisch. Doch ist es ja so, dass die Managementmaßnahmen auch dein Leben mehr oder weniger stark verändern und beeinflussen. Wenn du jetzt einfach im Management bleibst, ohne im Training die nächsten Schritte zu gehen, um das Problem an der Wurzel zu lösen, dann baust du dir langfristig einen goldenen Käfig aus Vermeidungsstrategien.


"Wenn ich da nicht an der Wurzel arbeite, um das wirklich zu lösen, sondern einfach im Management bleibe, baue ich mir einen goldenen Käfig."


Auf Dauer kommt dann vermutlich Frust bei dir auf über dein jetziges Leben, weil sich alles nur um deinen Hund dreht. Und dann verfällt man entweder in eine Erstarrung und denkt sich, wie schrecklich das Leben ist. Oder man verfällt gerne auch in das entgegengesetzte Extrem, wechselt dann plötzlich vom Vermeidungsmodus in den Kampfmodus und denkst sich: „Da muss er jetzt durch! Ich hab auch noch ein Leben (was du natürlich hast!).“ Doch wenn der Hund dann wieder ständig überfordert wird, beginnt die Spirale aus unerwünschtem Verhalten einfach wieder vorne. Am Ende wird sich nicht wirklich etwas verändern, wenn das Training vergessen wird.


"Ganzheitlich mit deinem Hund zu arbeiten bedeutet, sowohl Managementmaßnahmen zu ergreifen als auch ein gut strukturiertes Training aufzubauen. Damit dein Hund die entsprechenden Lernerfahrungen machen kann."


Ganzheitliches Training bedeutet auch, dass nicht nur die Genetik deines Hundes und seine Lernerfahrungen Einfluss auf sein Verhalten haben, sondern z. b. auch sein Körper, seine Gesundheit, Schmerzen und selbst z. B. Hitze oder Kälte haben Einfluss auf das Verhalten deines Hundes. Und auch du bist ein Teil des ganzheitlichen Trainings. Auch du bist ein Teil des Teams, bist involviert und bringst Themen mit ein. Und auch du darfst wachsen und lernen und auch für dich darfst du Management betreiben. Du bist ein Teil des Ganzen.

Das alles zusammen ist ganzheitliches Training, wenn alle Puzzelteile berücksichtigt werden. Dann bist du auch nicht mehr nur in der Vermeidung, um bloß keine unangenehmen Erfahrungen zu machen, sondern nutzt Management als das, wofür es gedacht ist. Nämlich um Training und neue Erfahrungen möglich zu machen.

Wenn du z. B. in unangenehme Diskussionen kommst, wo du genau weißt, dass sie dich emotional aufwühlen oder triggern, kann es für dich eine Managementmaßnahme sein, die Situation schnellstmöglich abzubrechen und zu dort rauszugehen. Zum Beispiel, indem du sagst, dass du mal zur Toilette musst.

Langfristig darfst du dir natürlich dennoch anschauen, warum dich bestimmte Situationen triggern und wie du sie für dich lösen kannst. Dann bist du nämlich nicht mehr nur in der Vermeidung, sondern erlangst die Kapazitäten und die Fähigkeit, entspannt mit diesen Situationen umzugehen.


"Es ist wichtig, Management immer als das zu betrachten, was es ist: Es ist ein superschöner Türöffner."


Management ist dazu da, den Kreislauf aus unerwünschtem Verhalten zu stoppen und die Tür für einen neuen Weg zu öffnen.

Du kannst ja mal in dich hineinhören, ob du irgendwo eher in der Vermeidung festhängst und dir einen goldenen Käfig gebaut hast bzw. hast du für bestimmte Situationen Managementmaßnahmen und auch Strategien, wie du das Problem langfristig an der Wurzel lösen kannst.

Und um nicht gleich das nächste Missverständnis entstehen zu lassen, lass mich dir sagen: Fortschritte sind genauso wichtig wie Pausen. Du musst nicht jeden Tag trainieren und ständig krasse Fortschritte machen. Du darfst und solltest auch einfach mal Pause machen, um deine Akkus und die deines Hundes aufzuladen. Einfach mal ein paar Tage nur Management betreiben und es euch einfach mal leicht und schön zu machen ist völlig in Ordnung. Nur solltest du in dieser Phase nicht hängen bleiben.

Pausenzeiten und Lern- oder Fortschrittzeiten dürfen sich abwechseln und in eine schöne Balance kommen. Dann kann Management sein volles Potenzial entfalten, ohne dich und deinen Hund langfristig und ganz heimlich in einen goldenen Käfig zu sperren.


"Management, Training, Pausen – Hand in Hand in einer schönen Balance. Dann kann es eigentlich nix geben, was dich und deinen Hund bremsen könnte. Dann sind Erfolge vorprogrammiert."



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