Die meisten Trainingstechniken, Strategien und Anleitung für die großen und kleinen Probleme, die Hund und Mensch haben können, sind recht starr. Sie funktionieren häufig nach dem Motto: Wenn dein Hund Verhalten x zeigt, dann reagiere mit y darauf. Naturgemäß sind starre Systeme wenig flexibel und schränken dich und deinen Hund in euren Lösungsmöglichkeiten ein.
Ein lebendiges System für das Training mit deinem Hund dagegen, ermöglicht es dir, eure Herausforderungen auf die beste und höchste Weise zu lösen. Denn es öffnet euch Räume für individuelle Lösungen und Möglichkeiten und versetzt dich in die Lage, das Training flexibel auf eure Situation anzupassen.
Du und dein Hund seid einzigartig und lebendig. Eure Beziehung zueinander ist einzigartig und lebendig. Und deshalb braucht und verdient ihr ein lebendiges System für euer Training, um euch flexibel und individuell entfalten und entwickeln zu können.Du erfährst in dieser Podcastfolge:
- Weshalb ein starres Systeme dich und deinen Hund einschränkt
- Worin der Unterschied zwischen einem starrem und einem lebendigen System liegt
- Wodurch ein System zu einem lebendigen System wird
- Wie ein lebendiges System Leichtigkeit in dein Training mit deinem Hund bringt
Was ist damit gemeint, wenn ich von einem starren oder einem lebendigen System sprechen? Um es gleich vorneweg zu sagen: es geht nicht darum, zu bewerten oder Trainingstechniken oder -anleitungen in gut oder schlecht einzuteilen. Denn es gibt sowohl im strafbasierten als auch im bedürfnisorientieren Training starre Systeme. Es geht mir vielmehr darum, bei dir ein Bewusstsein dafür zu erschaffen und dir zu verdeutlichen, was ein lebendiges System ist und warum es dir und deinem Hund so viele mehr Türen öffnet als ein starres System.
Starre Systeme für das Zusammenleben mit Hunden beschreiben meist ein spezifisches Problem mit dem Hund und geben dafür eine bestimmte Lösung vor. Oft gibt es nicht einmal für jedes spezifische Verhalten eine gesonderte Handlungsempfehlung für dich als Hundemensch. Sondern für viele verschiedenen unerwünschte Verhaltensweisen des Hundes gibt es ein und dieselbe Handlungsempfehlung, wie du als Hundemensch darauf reagieren sollst.
"Das Problem bei starren Systemen ist, dass sie oft sehr absolut sind."
Zum Beispiel: Wenn dein Hund bellt, dann rucke an der Leine. Wenn dein Hund zieht, dann rucke auch an der Leine. Will er an Menschen hochspringen, dann rucke an der Leine.
Oder auch: Zeigt dein Hund dieses Verhalten, dann kommt Click und Belohnung. Zeigt er jenes Verhalten, dann gibt es auch Click und Belohnung. Wenn dein Hund Verhalten x zeigt, dann reagiere mit y darauf.
Das Problem bei diesen starren Systemen ist, dass sie oft sehr einschränkend sind, weil sie dir und deinem Hund keinen Raum für Möglichkeiten öffnen. Oft fehlt auch die Erklärung dazu, was du da gerade machst und wie sich diese Lösungsstrategie auf den Körper, auf die Emotionen und das Befinden deines Hundes auswirken. Stattdessen wird dir gesagt, du musst bei diesem oder jenem Verhalten deines Hundes so und so reagieren, denn sonst passiert etwas Schlimmes. Dadurch kannst du aber nicht in der Tiefe verstehen, was du da eigentlich machst und was euren Erfolg oder Misserfolg tatsächlich beeinflusst.
"Ich hatte gar keine Ahnung, was mache ich hier eigentlich? Außer: ich mach das, was mir gesagt wurde, damit nichts Schlimmes passiert."
Mit starren Systemen bekommst du dann Schwierigkeiten, sobald z. B. dein Timing nicht optimal war, du in einer Situation nicht die passende Belohnung parat hattest oder vielleicht der Ort der Belohnung schlecht gewählt war oder sich sonst etwas verändert. Sobald sich das Verhalten in eine andere Richtung entwickelt als erwartet, kommen starre Systeme schnell an ihre Grenzen. Dann heißt es oft: Dann musst du schneller oder härter rucken. Oder: Du musst mehr belohnen oder hochwertigere Belohnungen nutzen. Doch wird dir kein weiterer Raum aufgezeigt, sondern du und dein Hund bleiben in dem starren „wenn das, dann das“ System stecken.
Ein starres System ist nicht so gestaltet, dass du in der Tiefe verstehst, was da passiert und wie du das Training flexibel an jede Situation anpassen kannst. Doch wie oft hast du exakt die gleichen Trainingsvoraussetzungen? Jede Situation ist immer zumindest ein wenig anders. Und wieviel leichter ist es, wenn du in der Lage bist, dein Training flexibel an jede mögliche Situation anzupassen?"Erst wenn wir es in der Tiefe verstanden haben, dann wird dort ein lebendiges System daraus."
Wenn du die Übungen, die für dich und deinen Hund wichtig sind, in der Tiefe verstanden hast, dann wird ein flexibles und lebendiges System daraus. Dazu brauchst du keine Trainerausbildung und auch keine 20 oder mehr Übungen. Du brauchst nur eine Handvoll Übungen, die du gemeistert und dadurch in der Tiefe verstanden hast.
Denn wenn du weißt, wie diese Übungen funktionieren, wie sie das Verhalten deines Hundes beeinflussen und warum, erlangst du auch ein Verständnis für Zusammenhänge und erkennst die größere Perspektive. Und dann weißt du auch, wann und in welcher Situation diese Übungen am wertvollsten sind, welche äußeren und inneren Einflüsse Auswirkungen auf die Übungen haben und wie du sie an verschiedene Situationen anpassen kannst. Wenn du 4 – 5 Übungen so in ihrer Tiefe verstanden hast und flexibel nutzen kannst, dann hast du ein wertvolles und lebendiges System, dass dich und einen Hund in jeder Situation unterstützen kann.
"Du und dein Hund, ihr seid lebendig! Wie soll da ein starres System eurer Lebendigkeit gerecht werden?"
Du und dein Hund ihr seid auch keine starren Systeme. Ihr seid einzigartig und lebendig und deshalb braucht ihr ein flexibles System mit einer Handvoll Übungen, die sich auf so viele Situationen anpassen lassen und eine so große Bandbreite an Möglichkeiten haben, dass du sie flexibel und lebendig nutzen und für dich und deinen Hund immer wieder anpassen kannst.
Und dann brauchst du auch nicht ständig neue Übungen, neues Equipment und neues dies und das. Flexibel zu bleiben und sich auf neue Situationen einstellen zu können, ohne stets Neues zu brauchen und ohne an starren Strukturen und Systeme festzuhängen, ist unendlich wertvoll für das Zusammenleben mit deinem Hund. Durch dieses lebendige System öffnen sich unendlich viele Türen für euch. Denn plötzlich siehst du die Zusammenhänge, alles ergibt einen Sinn. Und dadurch, dass du verstehst, wie sich alles gegenseitig beeinflusst, wird das Training für dich und deinen Hund um so vieles leichter.Und plötzlich habt ihr Fortschritte, ohne dass du ständig noch eine neue Trainingstechnik brauchst. Auch Schwierigkeiten fühlen sich gar nicht mehr nach Schwierigkeiten an, sondern ergeben für dich einen Sinn. Weil du die Zusammenhänge erkennen und darauf reagieren kannst, sodass sich das Leben von dir und deinem Hund immer mehr in Richtung eines entspannten und harmonischen Zusammenlebens entwickelt.
Und weil es ja um ein lebendiges System geht, ist mir noch wichtig zu erwähnen, dass auch die Beziehung zwischen dir und einem Hund etwas Lebendiges ist. Das bedeutet, dass es auch mal Tage gibt, an denen nicht alles nur Sonnenschein ist. Denn das Leben ist dual. Das heißt, wir haben gut und schlecht, angenehm und unangenehm, alle Gegensätze sind immer gleichzeitig vorhanden. Und dementsprechend zeigen sie sich natürlich auch immer wieder mal in deinem Leben.
Mit einem lebendigen System im Hintergrund wird es für dich wieder leichter mit Hürden umzugehen. Durch dein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge ist es meistens gar nicht mehr so dramatisch und du wirst auch sehr schnell darin, dein lebendiges System für dich und einen Hund zu nutzen. Du wirst immer besser in der Feinjustierung werden.
Es geht nicht darum, immer mehr und mehr zu lernen oder immer mehr und mehr Übungen und Equipment anzuhäufen. Sondern nimm dir mal Zeit, dass was du hast und das, was du lernst in der Tiefe zu verstehen. Frag immer wieder nach und hinterfrage auch immer wieder.