Hilfe, mein Hund pinkelt an Hauswände

Ein Thema, das vermutlich lästiger nicht sein könnte und doch ist es so relevant. Vor allem, wenn du in einem städtischen Umfeld lebst oder unterwegs bist. Denn dein Hund pinkelt immer an eine Hauswand hinter der ein anderer Mensch und vielleicht auch Hund wohnt.

Und während das natürlich mal passieren kann und kein Drama ist, ist es doch schön, wenn wir auch hier für Alternativen offen sind. Es hat nicht nur damit zu tun, dass die Wand sich unter Umständen verfärbt und Menschen es einfach eklig finden, gerade im Sommer können schnell unangenehme Gerüche entstehen, im Winter gibt es gelben Schnee und zu jeder Zeit wissen wir nie, wie viele Hunde noch an diese Wand pinkeln.

Ich persönlich unterscheide da durchaus zwischen einer Hauswand eines Hauses, das genutzt wird und der Wand einer Ruine. Deshalb ist es mir weniger wichtig, dass meine Hunde NIE an Wände pinkeln, sondern viel mehr, dass ich sie umlenken kann. Ich selbst durfte erleben, wie es ist hinter dieser Wand zu wohnen. In dem Miethaus, in dem ich früher wohnte, pinkelten eine Zeit lang fröhlich alle Hunde der Straße direkt unter ein Wohnzimmerfenster meiner Erdgeschosswohnung.

Das Ergebnis, neben den Gerüchen, waren meine aufgeregten Hunde, weil einfach alle 20 Minuten ein anderer Hund an ihre Wohnung gepinkelt hat. Außerdem hatten wir immer öfter "Kollisionen" beim Verlassen des Hauses, weil fast direkt neben der Haustür wieder ein Hund zum pinkeln halt gemacht hat. Ich kann dir versprechen, das kann richtig nervig sein.

Wenn wir nicht allein im Wald leben und uns trotzdem ein friedliches und harmonisches Leben wünschen steht Rücksichtnahme ziemlich weit vorn. Je mehr Menschen Rücksicht nehmen, desto mehr Rücksicht wird auch auf dich und deinen Hund genommen. Deshalb: Ein Hoch auf die Rücksichtnahme!

Erste Hilfe, wenn dein Hund an eine Hauswand pinkelt

Es gibt zahlreiche Produkte zu kaufen, die verhindern sollen, dass Hunde an einer bestimmten Stelle markieren. Viele haben einen richtig unangenehmen Geruch für sie, weshalb sie für mich weniger in Frage kommen. Doch es gibt ein Produkt, dass ich selbst genutzt habe und wieder nutzen würde. So sind wir auch den Piesel Hotspot unter dem Wohnzimmerfenster los geworden. Ich habe die Hauswand an dieser Stelle mehrmals mit Biodor Animal* abgespült. Danach war der Hotspot weniger interessant. Gleichzeitig hatte ich eine Pipistelle für meine Hunde an einem Baum in der Nähe aufgebaut, an die ich sie jeden tag fleißig habe pinkeln lassen. Damit war eine Alternative für die fleißigen Revierbesetzer geboten.

Wichtig: Ich kann nicht sagen, wie gut Biodor Animal*  vom Boden zersetzt werden kann. Deshalb nutze es sparsam. Nur so viel, wie du wirklich brauchst, um die Umwelt nicht zu stark zu belasten. In direkter Nähe zu Wasser (200 Meter) sollte kein Reinigungsprodukt (egal ob biologisch abbaubar oder nicht) genutzt werden.

Ist es nicht nur deine Hauswand, sondern auch andere auf eurer Gassistrecke gibt es endlich eine wirklich sinnvolle Verwendung für diese Spritzwasserflaschen. NICHT um deinen Hund zu erschrecken, wenn er pinkelt. Sondern um den Urin zu verschrecken, nachdem dein Hund fertig ist. So kannst du die Wand fix etwas abspülen und den Urin verdünnen. Vielleicht hast du sogar hier ein paar Tropfen Biodor Animal* drin. Und nur zur Sicherheit: Die Flasche dient NIE dazu, deinen Hund damit zu bespritzen

Warum pinkelt dein Hund gegen Hauswände?

Bevor wir uns weitere Lösungen dafür anschauen, lass uns einmal kurz hinter das Verhalten blicken. Denn es gibt hier einige Facetten, die du im Blick haben solltest. Vor allem dann, wenn du gerade genervt bist, weil deine Flasche leer ist, oder Rudi von nebenan sich schon wieder an deinem Haus erleichtert.

Dass er dich ärgern möchte ist kein Grund, das kann ich dir versprechen. Er möchte dich auch nicht dominieren oder was auch immer. In erster Linie ist es möglich, dass er einfach nur pinkeln muss. Harndrang, that’s it. Während wir dafür eine Toilette aufsuchen, die wir schließen können, sucht dein Hund sich dafür gern einen Platz, an dem es doppelt Sinn macht zu pinkeln. Nicht nur zur Erleichterung, sondern unter Umständen auch um seine Duftmarke zu hinterlassen. Damit alle wissen, dass es ihn gibt.

Stell dir das so vor: Du musst auf Toilette. So richtig richtig dringend. Dann geht im Notfall auch mal das Toilettenhaus auf der Raststelle. Aber nur mit Kneifzange, im stehen und Desinfektionsmittel. In diesem Fall würde dein Hund auch einfach irgendwo hin pinkeln, manchmal sogar im laufen oder im schlimmsten Fall in die Wohnung. Mögen wir alle nicht (dein Hund auch nicht), ging nur einfach nicht anders, weil die Blase sonst explodiert wäre.

Ist es weniger dringend halten wir es bis Zuhause aus. Sauber, warm, entspannter. Dein Hund hat dann die Möglichkeit sich ebenso die Plätze zu suchen, die ihm am liebsten sind. Zum Beispiel die Hauswand, die so viele andere Hunde ebenso nutzen.

Und dann gibt es da noch das markieren. Das machen wir so nicht (glaube ich zumindest), Hunde aber schon. Um andere Hunde darüber zu informieren, dass sie da sind. Aus dem Urin anderer Hunde kann dein Hund unzählige Informationen heraus lesen. Und die gleichen Informationen stellt er anderen Hunden auch zur Verfügung. Stell es dir vor wie eine Vorstellungsrunde, wenn du auf eine Geburtstagsparty gehst und kaum jemanden kennst.

Du schüttelst die Hände, nennst deinen Namen, woher du das Geburtstagskind kennst, etc. Und dein Hund markiert dafür, zum Beispiel an eine Hauswand. Das ist Sozialverhalten und Kommunikation und ein Grundbedürfnis deines Hundes. Es gibt ihm Sicherheit, verschafft ihm einen Überblick über seine Straße und fühlt sich gut an. Deshalb geht es nie darum, dieses Verhalten einfach zu unterbinden. Sondern darum, eine für alle vertretbare Alternative zu finden.

Gesundheit

Doch bevor wir in die möglichen Alternativen einsteigen möchte ich dringend noch die Gesundheit deines Hundes ins Spiel bringen. Eine Blasenentzündung kann richtig unangenehm werden und dazu führen, dass dein Hund vermehrt Urin absetzen muss. Vielleicht nutzt er deshalb jede Gelegenheit, die er sehen kann. Vielleicht hat er in dieser Zeit auch einfach gelernt, dass es sich erleichternd anfühlt an eine Wand zu pinkeln, weshalb er sie nun bevorzugt aufsucht.

Und nicht zu vergessen: Stress! Ist dein Hund sehr aufgeregt ist es nicht selten, dass er auch mehr pinkelt. Die Folge davon kann häufiges markieren sein. Vielleicht kommt dein Hund aus dem Schnüffel-Markier-Karussell auch gar nicht mehr raus.

In beiden Fällen liegt die Lösung daher nicht nur im finden von Alternativen, sondern ebenso im verbessern des Gesundheitszustandes und reduzieren des Stress.

Anti-Hauspinkel-Strategien

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, deinen Hund davon abzuhalten an eine Hauswand zu pinkeln. Mehr oder weniger von Erfolg gekrönt, mehr oder weniger nachhaltig und mehr oder weniger freundlich. Ich möchte mit dir die Möglichkeiten teilen, die erfolgreich, nachhaltig und freundlich zugleich sind. Aus meiner Sicht ist das immer die Kombination, nach der wir suchen sollten, weil sie der Jackpot ist. Und diesen Jackpot kannst du viel einfacher bekommen, als ein 6er im Lotto.

Es ist okay, wenn dein Hund an der Hauswand schnüffeln möchte. Nur das pinkeln ist ungünstig. Deshalb lass ihn gern schnüffeln und all die Informationen aufsaugen, die dort für ihn bereit stehen. Und dann, noch bevor er sein Bein hebt, ist der Moment deines Einsatzes gefragt. Du brauchst etwas, das ihn da gut und schnell rausholt, von der Wand entfernt und eine Möglichkeit bietet trotzdem zu markieren.

Signale, die du aufbauen kannst (oder schon hast), die deinen Hund schnell aus der Situation holen:

  • Du kannst dein Markersignal geben, wenn dein Hund noch schnüffelt und von der Wand weg belohnen
  • Du kannst den Handtouch nutzen, um ihn von der Wand abzuholen
  • Du kannst dein Umorientierungssignal (und in schwierigen Fällen auch dein Ankersignal) nutzen, um ihn in deine Richtung zu bewegen
  • Jedes Signal, dass du freundlich und gut aufgebaut hast und deinen Hund in Bewegung bringt
Jetzt kannst du hier an dieser Stelle belohnen, mit Leckerli zum Beispiel. Oder du machst es noch eleganter, indem du ihn an eine geeignetere Stelle pinkeln schickst. Bei uns heißt das "geh pullern". Natürlich ist es sinnvoll, auch dieses Signal vorher aufzubauen, damit dein Hund versteht, was du damit meinst.
Das geht recht einfach, indem du jedes Mal, wenn dein Hund kurz davor ist sein Bein zu heben, dieses Signal sagst und dann einfach stimmlich lobst. Immer und immer wieder, dann kann dein Hund diese neue Vokabel mit seinem Verhalten in Verbindung bringen. Wichtig: Das ist kein Befehl. Es ist ein Handlungsvorschlag. Kann ja sein, dass dein Hund da aber nicht pinkeln möchte, nicht mehr muss, etwas anderes wichtiger ist, etc. Geht er dem nicht nach, kannst du das abwenden von der Hauswand immer noch mit einem Keks belohnen."


Geh pullern" ist übrigens auch richtig cool im Training von Hundebegegnungen (weil es ein deeskalierendes Verhalten ist), abends im Dunkeln kurz vordem schlafen gehen, wenn du oder dein Hund krank seid und an Silvester. Es lohnt sich also auf jeden Fall diese Vokabel zu trainieren. Dann bist du vorbereitet für eine Situation, in der du sie brauchst. 


In diesem Sinne frohes Trainieren, auf urinfreie Häuserwände und eine fantastische Zeit mit deinem Hund.


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Blogartikel #56


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