Podcast #166: Emotionen deines Hundes sind wichtiger, als sein Verhalten

Die Emotionen deines Hundes sind wichtiger als sein Verhalten, denn: Emotionen werden immer mitgelernt. Und da Alltag Training und Training Alltag ist, sollten wir immer auch ein Auge auf die Emotionen haben, welche im Alltag präsent sind.

Leider sind wir nicht nur im Alltag, sondern vor allem auch im Training mit unseren Hunden oft sehr auf das Verhalten des Hundes fokussiert. Und verlieren dabei dann die Emotionen aus den Augen. Und das ist so schade, weil dadurch unglaublich viel Potenzial verloren geht. Potenzial für ein noch schöneres Leben mit deinem Hund, für noch mehr Verbundenheit und noch mehr Freude am Zusammenleben.

Deshalb erfährst du in dieser Podcastfolge: 

  • Weshalb die Emotionen deines Hundes wichtig sind 
  • Welche Emotion im Alltag häufig sehr präsent ist
  • Wie du dein Training mit deinem Hund mit positiven Emotionen verknüpfen kannst
  • Welche Potenziale sich darin verbergen, Emotionen mehr zu beachten
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


"Genauso, wie wir uns nicht nicht-verhalten können, können wir auch nicht nicht-fühlen."


Emotionen sind immer anwesend. Genauso wie Verhalten. In jeder Situation und Lebenslage, in jeder Sekunde unseres Lebens und in jeder Sekunde des Lebens unseres Hundes sind Emotionen da. Und doch werden Emotionen oft überaus stiefmütterlich behandelt, nicht beachtet oder gar komplett ignoriert. Alles, was wir, unsere Hunde und alle Lebewesen machen, dient i. d. R. dazu, dass wir uns besser fühlen. Deshalb ist es in meinen Augen wichtig, dass wir unsere Emotionen und die unsere Hunde beachten. Wir alle wissen, dass es Emotionen gibt, denn wir alle fühlen sie tagtäglich.

Unter all den vielfältigen Emotionen gibt es eine Emotion, die besonders häufig präsent ist und das ist Angst. Sowohl bei uns als auch bei unseren Hunden.


"Angst ist bei vielen, vielen Menschen ein stetiger Begleiter."


Es ist wichtig zu verstehen, warum dies und vor allem dass dies so ist und welche Auswirkungen dies auf das Zusammenleben mit unseren Hunden hat. Das Zusammenleben mit unserem Hund spiegelt unsere eigenen Lernerfahrungen und Überzeugungen wider. Haben wir hauptsächlich durch Angst gelernt, so greifen wir auf diese Muster auch im Umgang mit unseren Hunden zurück. Denn es ist das, was wir kennen und ganz automatisch nutzen.

Hier geht es nicht um eine Bewertung oder darum, dass du dann ein schlechter Mensch bist. Es geht darum, dass es wichtig ist, sich diese Muster bewusst zu machen.


"Angst ist bei vielen, vielen Menschen der größte Motivator."


Angst ist bei uns Menschen ein großer Motivator. Spätestens als Schulkinder werden wir damit konfrontiert. Angst vor schlechteren Noten, Angst vorm zu spät kommen, Angst davor eine Prüfung nicht zu bestehen oder etwas Falsches zu sagen, kann z. B. ein Motivator dafür sein, zu lernen, sich rechtzeitig fertig zu machen oder pünktlich zu sein. Wir Menschen sind es gewohnt über Angst zu lernen und uns über Angst zu verändern. Manchmal, weil wir in einer Situation Angst gespürt haben oder weil wir aus Angst vor den Konsequenzen motiviert waren, uns zu verändern.

Ganz oft ist Angst der Hebel, der uns in Bewegung setzt, um etwas zu verändern. Wird die Angst zu groß, z. B. vor dem zu erwartenden Schmerz oder der zu erwartenden Konsequenz, dann kommen wir in Bewegung. Ob dies nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Jeder kann sich jederzeit dazu entscheiden, nicht erst bei entsprechendem (Leidens)Druck und Angst heraus sich weiterzuentwickeln, sondern auch aus der Freude an der Entwicklung selbst heraus. Aus dem Wissen, dass es jetzt schon schön ist und noch viel schöner werden kann.   

Angst ist für uns so unglaublich normal, gehört zu unserem Alltag und ist ein so großer Motivator und Hebel, dass wir es bei unseren Hunden genauso nutzen und weitergeben – bewusst oder unbewusst.

Angst bei deinem Hund beginnt nicht erst, wenn die Rutenspitze vorne an der Nasenspitze ankommt. Angst beginnt auch schon beim Hund, wenn wir bei einem Verhalten, das wir nicht wollen, hemmend auf ihn einwirken. Wenn wir z. B. uns vor ihn stellen, in strengerem Ton „Nein!“ sagen und ihn dabei streng anschauen. Von Wurfschellen, Leinenruck und anderen massiv aversiven Methoden möchte ich hier gar nicht erst sprechen. All das macht deinem Hund Angst. Und die Crux an der Sache ist: Emotionen werden immer mitgelernt. Immer.

"Emotionen werden immer mitgelernt. Das können wir nicht entkoppeln."


Das heißt, dein Hund verknüpft die Emotionen mit der Situation, mit dem Verhalten, dem gesamten Kontext und natürlich auch mit dir. Und ich bin mir sehr sicher, dass du nicht möchtest, dass dein Hund Angst vor dir hat.

Hast du mit deinem Hund etwas geübt, das als Motivator Angst hat, wird dein Hund immer in Situationen mit diesem Kontext die Emotion Angst erleben. Hat dein Hund z. B. über Angst gelernt, am Tisch nicht mehr zu betteln, wird bei ihm immer wieder die Emotion Angst ausgelöst, wenn du etwas isst bzw. er in den Kontext gebracht wird, mit dem er die Angst verknüpft hat. Und dieser Kontext ist dann auch mit dir verknüpft.


"Ich glaube nicht, dass du möchtest, dass dein Hund Angst vor dir hat."


Heute Morgen habe ich mich mit Thomas darüber unterhalten, was wir an der Beziehung zu unseren Hunden am schönsten finden. Es hat sich wieder einmal herausgestellt, dass es nicht ein bestimmtes Verhalten unserer Hunde ist, dass uns Herzchen in die Augen zaubert. Es ist nicht ein bestimmtes Signal, dass sie besonders gut beherrschen oder etwas in der Art. Was unsere Beziehung zu unseren Hunden besonders macht und was wir am Allerschönsten finden ist, dass unsere Hunde wissen, dass sie keine Angst vor uns zu haben brauchen und dass wir immer hinter ihnen stehen. Und dass sie uns dies in so vielen Situationen zeigen und widerspiegeln, dass sie einfach immer gerne in unserer Nähe sind und dass sie wissen, bei uns ist es immer schön für sie.  


"Das ist so ein unglaubliches Geschenk. Für unsere Hunde und für uns. Das würde ich im Leben nicht missen wollen. Und das ist mir so viel wichtiger als jedes Verhalten, was ich mit ihnen geübt haben."


Wenn du ein Verhalten freundlich aufbaust, wenn du dich damit beschäftigst, wie dein Hund lernt, welche Bedürfnisse hinter seinem Verhalten stecken und welche freundlichen Trainingstechniken es gibt, die ohne aversive Mittel und ohne Angst auskommen, dann wird dein Hund statt Angst Freude, Spaß und ein Gefühl von Verbundenheit mit dir mitlernen und mit dir verknüpfen. Und dann werden langfristig diese Emotionen ausgelöst, wenn der Kontext der Lernsituation wieder auftritt. Dann wird er diese schönen Emotionen mit dir verknüpfen. 

Wenn du also z. B. auf freundliche, kleinschrittige und bedürfnisorientiere Weise übst, dass dein Hund liegen bleibt während du isst, dann wird dein Hund sich in relativ kurzer Zeit hinlegen und sich freuen, wenn du den Tisch deckst. Weil er weiß, was er tun kann, um seine Situation zu verbessern. Nicht aus Angst vor den Konsequenzen, sondern aus der Freude heraus, weil er weiß, dass etwas Gutes auf ihn zukommt. Ich kann dir versprechen, das sorgt für ein so anderes Lebensgefühl und für so viel mehr Wohlbefinden für euch beide.


"Das macht das Leben so viel mehr lebenswerter. Für dich und für deinen Hund. Deshalb leg doch einfach mal ab heute mehr Wert oder noch mehr Wert auf Emotionen."



Das könnte dir auch helfen!