Podcast #145: Hundetraining darf leicht sein

Oft verbinden wir Hundetraining und Hundeerziehung mit etwas, das schwer oder anstrengend ist und das sich für alle Beteiligten tendenziell eher doof anfühlt. Das muss es aber gar nicht. Hundetraining darf leicht sein – und sollte allen Freude bereiten. Was der Leichtigkeit und Freude im Training oft im Weg steht ist unsere Bewertung von Situationen.

Wenn du mich schon etwas kennst, dann hast du bestimmt schon von mir gehört:
Training ist Alltag und Alltag ist Training. Ich wünsche mir aus ganzem Herzen, dass sowohl Alltag als auch Hundetraining dir und deinem Hund Spaß machen und sich gut für euch anfühlen.

Du erfährst in dieser Podcastfolge:

  • Wie du deine Bewertungen im Hundetraining verändern kannst
  • Was das Geheimnis des perfekten Hundetrainings ist
  • Die 3 Säulen des Trainings und warum sie alle wichtig sind
  • Welchen ersten und größten Schritt du für dich und deinen Hund gehen kannst
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Vor ein paar Tagen sind Womi und Visi auf einem unserer Spaziergänge in durchaus spannender Umgebung dicht hinter mir her getrottet, anstatt – wie normalerweise – vor mir her zu laufen. Ich mag es sehr gerne, wenn sie vor mir laufen und die Gegend erkunden. So habe ich sie gut im Blick, kann Situationen schnell einschätzen und ich liebe es auch einfach, wenn sie Erkundungsverhalten zeigen.

Das Hinter-mir-hertrotten hat mich in diesem Moment etwas genervt. Bis zu dem Augenblick, in dem mir bewusst wurde, dass so manch anderer Mensch mit genau diesem Verhalten gerade total zufrieden wäre. Mir wurde in diesem Moment mal wieder sehr bewusst, dass es viel mehr Wahrheiten gibt in dieser Welt als die, die man gerade selber sieht.


"Es gibt so viel mehr Realitäten und Möglichkeiten als nur die eine Sichtweise oder das eine Empfinden, das wir gerade haben."


Es gibt mehr als einen Weg, um ein Ziel zu erreichen. Gerade auch im freundlichen Hundetraining gibt es so viele Möglichkeiten für dich und deinen Hund, wie du ans Ziel kommen kannst und ihr euch gleichzeitig dabei wohl und gut fühlen könnt. Hundetraining darf leicht sein. Und: Positives Hundetraining fühlt sich gut an – und zwar für beide Seiten.

Was mir immer wieder auffällt ist, dass viele Menschen glauben, Erziehung sei etwas Negatives. Erziehung ist mit Anstrengung, Strenge, Härte und Einschränkung verknüpft. Dementsprechend "muss" sich Erziehung sowohl für den Erziehenden als auch für die oder den, der erzogen wir blöd anfühlen.


"Erziehung oder Training mit dem Hund muss sich nicht blöd anfühlen. Für niemanden."


Erziehung oder Training darf und kann einfach allen Spaß machen. Es darf leicht und fließend sein und es darf und sollte sich für alle Beteiligten gut anfühlen.
Ich erlebe es immer wieder, dass sich Menschen über irgendeine Art und Weise negative Gefühle in ihr Training mit reinholen. Vor allem dann, wenn es sich gerade leicht, fließend und freudig anfühlt.
Meist geschieht dies eher unbewusst, um der inneren Bewertung, dass Training oder Erziehung sich nicht gut anfühlen kann, gerecht zu werden. Nur so fühlt es sich für sie nach Training an.

Frage dich mal selbst: Welche Gefühle verbindest du mit dem Wort Training oder Erziehung?
Wann fühlt es sich für dich wie Training oder Erziehung an? Wo beginnt für dich Training und wo endet es?

"Aus meiner Sicht ist Training Alltag und Alltag ist Training. Das heißt: wir trainieren sowieso die ganze Zeit, denn das Gehirn lernt einfach immer."


Hundetraining darf leicht sein. Denn ich möchte kein von Konflikten geprägtes Leben mit meinen Hunden leben. Ich möchte ein entspanntes Leben mit ihnen führen. Ein Leben im Fluss, in enger Verbindung, wo sich jeder einfach nur gut fühlt und ein Leben, in dem gegenseitige Grenzen akzeptiert werden. Diese Grenzen können ja durchaus durch freundliches Training ausgedehnt werden.

Nur weil du nicht ständig in Situationen gehst, die dein Hund nicht meistern kann, heißt es noch lange nicht, dass du nicht trainierst. Es heißt vielleicht, dass du die Fähigkeiten und Bedürfnisse deines Hundes erkannt hast und darauf Rücksicht nimmst. Wenn du das große Ganze im Blick hast, dann wirst du weder alle herausfordernden Situationen vermeiden noch deinen Hund ständig überfordern. Und du wirst das Wohlbefinden und die Gesundheit deines Hundes im Blick haben.


"Denn genau das sind die drei Säulen guten Hundetrainings: Management, Trainingstools und Gesundheit."


Management bedeutet, dass du schwierige Situationen so gestaltest, dass dein Hund das – aus deiner Sicht – unerwünschte Verhalten gar nicht zeigen kann.

Mit den Trainingstools des bedürfnisorientierten Trainings bist du in der Lage, Verhalten langfristig zu ändern, Alternativverhalten aufzubauen und Emotionen in bestimmten Situationen zu verändern.

Die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Hundes hat natürlich immer auch einen Einfluss auf sein Verhalten und seine Fähigkeit zu lernen und in für ihn schwierigen Situationen das erlernte Verhalten auch zu zeigen.

Schaust du z. B. nur auf die Gesundheit deines Hundes, so wird sich dies zwar positiv auf das Verhalten auswirken. Doch wirst du langfristig nur geringe Verhaltensveränderungen bewirken können.
Setzt du ausschließlich auf Management, dann bist du in einer dauerhaften Vermeidung. Auch so wirst du auf lange Sicht natürliche keine Fortschritte in euren herausfordernden Situationen erreichen und mehr und mehr eingeschränkt sein.
Baust du nur auf Training – ohne Management und den Blick auf die Gesundheit – so kommst du in eine ständige Überforderung.

 Deshalb ist es so wichtig zu verstehen, was Training eigentlich bedeutet:

"Training bedeutet, sich das Leben mit seinem Hund so schön wie möglich zu gestalten. Und Wachstum ein Leben lang auf beiden Seiten zu ermöglichen."


Das ist für mich das Geheimnis des perfekten Trainings: Wachstum ein Leben lang ermöglichen und es sich so schön wie möglich machen. Denn Euer gemeinsames Hundetraining darf leicht sein.
Das heißt nicht, dass das Leben nicht mehr dual ist und dass es nicht auch mal schwierig wird.
Natürlich wird es immer schöne Momente und schwere Momente geben. Die Frage ist doch vielmehr, wie du diese Situationen betrachtest. Und wie du sie bewertest bzw. welchen Wert du ihnen gibst.


"Das Leben wird nicht leichter, doch es fühlt sich leichter an."


Größte Veränderungen werden möglich, wenn wir es schaffen aus dem Schwarz-Weiß-Denken und dem Richtig-oder-Falsch herauszukommen. Wenn wir es schaffen, die Dualität des Lebens im Ganzen zu sehen, anstatt immer eine Hälfte davon.

Ich glaube wir holen uns Hunde oder auch andere Tiere in unser Leben aus einer Sehnsucht heraus. Weil wir uns Momente, die mit bestimmten Emotionen verknüpft sind, in unserem Leben wünschen. Und hoffen, dass es diese Momente in unserem Leben geben wird, wenn wir ein bestimmtes Tier in unsere Leben holen.
Fakt jedoch ist: wenn wir in unserem Innen nichts verändern, dann können wir uns noch so viele Tiere in unser Leben holen. Es wird sich dennoch nichts verändern.

"Alles beginnt damit, dass du deinen Blickwinkel öffnest."


Es beginnt damit, dass du dir nicht nur deine eigene Bewertung anschaust, sondern dir überlegst, welche Möglichkeit der Bewertung, welche Optionen, welche anderen Realitäten oder welche Wahrheiten könnte es in dieser Situation noch geben.
Denn jeder Mensch und auch jedes Tier lebt in seiner eigenen Realität.

Das zu erkennen und anzuerkennen ist der erste und größte Schritt, den du für dich und deinen Hund gehen kannst.


Das könnte dir auch helfen!