PODCAST #61: ABHÄNGIGKEITSVERHÄLTNIS ODER FREUNDSCHAFT IM ZUSAMMENLEBEN MIT HUNDEN

Vor Kurzem sah ich einen Beitrag auf Facebook, in dem erklärt wurde, weshalb es so wichtig sei, dem Hund Futter nur für Leistung zu geben. Keine Futtersuchen, kein Futter for free, nur vom Menschen, wenn er es geben möchte. Denn nur dann ist laut des Beitrags gesichert, dass der Hund nicht unabhängig wird und sich von seinem Menschen löst. Doch macht Handfütterung bei Hunden Sinn? Muss dein Hund von dir abhängig von dir sein, damit er hört?

Im ersten Moment überlas ich es, im zweiten dachte ich, das es eigentlich ein spannendes Thema ist. Für mich geht es hier in erster Linie weniger um das Training an sich, sondern viel mehr um die Philosophie und Einstellung zum Zusammenleben mit Hunden.

In dieser Podcastfolge erfährst du, was deine Hund Mensch Beziehung wirklich stärkt. Ich gebe dir Antworten auf die Fragen: Macht Handfütterung bei Hunden Sinn? Muss dein Hund von dir abhängig sein, damit er hört? Erfahre in dieser Podcastfolge, was deine Hund Mensch Beziehung wirklich stärkt.

  • Was ist der Unterschied zwischen Abhängigkeit und Freundschaft in einer Hund Mensch Beziehung?
  • Wie entsteht Abhängigkeit?
  • Warum es wichtig ist, dass dein Hund unabhängig ist.
  • Wie du es schaffst, dass dein Hund trotzdem bei dir bleibt.
  • Was du brauchst, um eine echte Hund Mensch Freundschaft aufzubauen.
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Manche Trainingsmethoden basieren darauf, dass der Hund in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht wird. Dies soll verhindern, dass der Hund unabhängig ist oder wird und soll sein Gehorsam garantieren. Traurig daran ist für mich, dass die Hunde dann tatsächlich irgendwann denken, dass sie ohne ihren Menschen nicht überleben können. Stell dir mal vor, du würdest dich derartig abhängig von einem anderen Menschen fühlen! Eine so starke Abhängigkeit verursacht Angst und großen Stress und verhindert Vertrauen und Entspannung.


"Ich möchte selbstsicher sein. Ich möchte selbstwirksam sein. Und ich möchte vertrauen können. Und all das wünsche ich mir auch für meine Hunde."


Ein Abhängigkeitsverhältnis kann zum einen durch soziale Angst entstehen. Sogenannte Bindungsspiele – wie das Verstecken hinter einem Baum, wenn der Hund unaufmerksam ist und nicht prompt hört – basieren auf sozialer Angst. Auch der Einsatz von Wasserflasche, Wurfschellen und Co. nutzen dies, denn dem Hund wird vermittelt: immer, wenn ich nicht in unmittelbarer Nähe meines Menschen bin, wird es gefährlich für mich.

Außerdem wird oft über den Entzug wichtiger Ressourcen gearbeitet – ganze Trainingssysteme basieren auf Ressourcenverwaltung.  Zu wichtigen Ressourcen zählt z. B. sozialer Kontakt/Interaktion, Futter und Wasser. Die Empfehlung den Hund für eine bestimmte Zeit zu ignorieren, wenn er sich nicht wie gewünscht verhält, fällt z. B. darunter. Sehr weit verbreitet ist das Training über Entzug von Futter, d. h. der Hund bekommt nur etwas zu essen, wenn er dafür eine Leistung erbracht hat. Hier kommen wir nochmal zu der Frage vom Anfang: Macht Handfütterung bei Hunden Sinn? Denn entspricht das Verhalten nicht den Wünschen seines Menschen, so gibt es kein Futter.

Dieses oft als freundliches Hundetraining bezeichnete Konzept löst großen Stress beim Hund aus. Denn von Futter und Wasser hängt sein Überleben ab. Natürlich kann man so trainieren, aber es ist definitiv kein freundliches Training, denn es löst Angst, Abhängigkeit und enormen Hintergrundstress beim Hund aus. 


"Ein Abhängigkeitsverhältnis ist keine Freundschaft. 
Abhängigkeit ist keine gesunde Bindungsform."


Auch Hunde, die aufgrund ihrer Persönlichkeit oder ihrer Geschichte eher ängstlich sind, leben häufig in Abhängigkeit von ihrem Menschen, weil sie das Gefühl haben, ohne ihren Menschen nicht überleben zu können. Diese Abhängigkeit ist meistens nicht bewusst hervorgerufen, sollte aber dennoch nicht einfach hingenommen werden. Auch hier ist der Mensch gefragt, um seinem Hund mit Hilfe von freundlichem Training aus dieser Abhängigkeit herauszuhelfen.


"Ich gebe alles was ich kann, um dir der beste Freund auf dieser Welt zu sein. Damit du dich aus freien Stücken für mich entscheidest. Damit du, Hund, sagst: Es gibt keinen besseren Menschen auf dieser Welt als meinen."


Im Gegensatz zur Abhängigkeit basiert eine Freundschaft auf Freiwilligkeit, gegenseitigem Vertrauen und einem Gefühl von Sicherheit. Ich kann mich frei entscheiden, mit wem ich befreundet sein möchte und mit wem eher nicht. Diese Wahl hatten unsere Hunde meist gar nicht. Denn wir haben irgendwann bestimmt, dass sie in unser Leben kommen. Auch, wenn wir uns das sehr gut überlegt haben, so hatte der Hund ja kein Mitspracherecht und wusste vorher auch nicht, auf was er sich einlässt.

Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass wir als Menschen die Verantwortung dafür übernehmen, dass unsere Hunde sich bei uns wohl fühlen und gerne bei uns leben. Dass wir alles dafür geben, der beste Freund unserer Hunde zu werden. Und es unseren Hunden ermöglichen, sich für uns zu entscheiden. Dazu gehört für mich auch zu schauen, wie ich mein Leben so anpassen kann, dass es auch für meine Hunde schöner ist. Denn Freundschaften wollen gepflegt werden.


"Das, was für mich eine Freundschaft auch extrem ausmacht ist, dass man sich aufeinander freut und die Zeit miteinander wirklich genießt."


Mir ist es sehr wichtig, dass nicht nur ich die Zeit mit meinen Hunden genieße. Sondern auch meine Hunde die Zeit mir genießen. Denn auch das macht Freundschaft für mich aus – sowohl zwischen Menschen als auch zwischen Mensch und Hund: dass man zusammen ist, weil man es liebt, weil man es will und nicht, weil man muss oder aus Angst vor Mangel.

Mich macht es unheimlich stolz und glücklich, dass meine Hunde beim Spazierengehen gerne bei mir bleiben, obwohl sie so viele andere Möglichkeiten hätten. Trotz Futter for free, denn meine Hunde müssen nichts leisten für ihr Futter. Sie müssen auch keine Strafe fürchten, wenn sie sich von mir entfernen oder sich mit der Umwelt beschäftigen. Sie bleiben bei mir, weil sie wollen und nicht, weil sie müssen.


"Raus aus der Abhängigkeit und rein ins Wollen-statt-Müssen ist ein Weg. Ein lebenslanger Weg."


Unseren Hunden eine Freundschaft anzubieten, ist nichts, was wir einmal machen oder ein paar Wochen trainieren und dann ist es für immer da. Es ist ein lebenslanger Weg, der viel mit deinem Mindset, mit deiner Einstellung zum Leben zu tun hat. Da das Leben sich ständig entwickelt und verändert, ist auch der Weg zur Freundschaft immer wieder von Veränderung und Entwicklung geprägt. Es geht darum, sich mit dem Lernverhalten deines Hundes auseinander zu setzen und nach den Ursachen für sein Verhalten zu suchen.


"Und wenn ich nach der Ursache schaue und mich damit auseinandersetze, setze ich mich automatisch mit den Bedürfnissen meines Hundes auseinander. Und kann dann bedürfnisorientiert arbeiten. Das heißt: Ich fange an meinen Hund mal wirklich zu sehen. In seiner Ganzheit, mit seinen Bedürfnissen, mit seiner Gesundheit, mit seinen Emotionen, mit seinen Wünschen, mit allem."


Wenn du nachhaltig und effektiv das Verhalten deines Hundes verändern möchtest (anstatt zu unterdrücken), solltest du mit und an den Ursachen für das unerwünschte Verhalten arbeiten. Es geht darum, seine Bedürfnisse zu erkennen, zu verstehen und zu berücksichtigen.

Wenn du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, dann empfehle ich dir meine Podcast-Folge:

Über bedürfnisorientiertes Training ist es möglich, dass dein Hund immer mehr seinen Charakter entfalten und zeigen kann. Er wird beginnen, immer mehr mit dir zu kommunizieren, wenn er merkt, dass er gehört wird. Es macht mich traurig, wenn ich daran denke, wie viele Hunde ihren Charakter noch verstecken müssen. Und es macht mich glücklich zu sehen, dass mehr und mehr Hunde ihren Charakter ausleben dürfen.

Und damit ist auf keinen Fall gemeint, dass wir sie tun und machen lassen, was sie wollen. Natürlich sind Grenzen wichtig, um andere Menschen und Tiere durch unsere Hunde nicht in ihrer Sicherheit einzugrenzen. All das kann über freundliches und bedürfnisorientiertes Hundetraining aufgebaut werden.


"Der letzte Punkt, den ich wichtig finde in dem Zusammenhang, wie man es schaffen kann,
 in eine wirkliche Freundschaft zu kommen und raus zu gehen aus einem Abhängigkeitsverhältnis, ist eigentlich nur ein Wort. Und das heißt: akzeptieren.
Akzeptieren und annehmen, wer unser Hund ist
."



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