So trainierst du für entspannte Hundebegegnungen

- Was wirklich hinter Leinenaggression steckt & wie du erfolgreich peinliche Situationen beim Hundespaziergang vermeidest.

Eines der häufigsten Probleme, dass die Spaziergänge von Menschen mit Hunden zur regelrechten Tortur werden lassen:

Fiffi explodiert an der Leine, wenn ein anderer Hund am Horizont auftaucht.

Während diese Momente körperlich als auch nervlich anstrengend sind, zerstören sie den eigentlich so schönen Spaziergang. Danach sind gefühlt alle Reserven aufgebraucht und nicht selten klopfen die Selbstzweifel an.

Bei all den Empfehlungen bleibt eins meist ungesehen: Die wahre Ursache.

Lass uns hier Klarheit schaffen, damit du dieses Thema endlich für euch lösen kannst.

Während die meisten Tipps so oft gehört werden:

  • Du musst ihm zeigen, dass du der Chef bist
  • Übernimm die Führung, sonst regelt das dein Hund
  • Setzte dich durch, damit er dir nicht auf der Nase herumtanzt
  • Entziehe ihm alle Privilegien, damit er seine Stellung im Rudel kennt
  • Füttere nur noch aus der Hand, um Vertrauen aufzubauen

Bewirken sie vor allem eines: Dein Hund bekommt Angst vor dir. Statt ihm eine echte Unterstützung zu sein, beginnst du gegen ihn zu arbeiten. Dadurch wird am Ende alles nur noch schlimmer, mindestens für deinen Hund.

Um die richtige strategie für eure Hundebegegnungen zu finden, darfst du zuerst folgendes verstehen:

Was ist die Ursache für die regelmäßige Eskalation deines Hundes?

Damit du nicht ewig suchen musst, teile ich mit dir die mit Abstand Häufigste:

Dein Hund wünscht sich Abstand. Der andere Hund stellt eine Bedrohung dar.

Das ist so natürlich und normal, gleichzeitig bringt es entsprechende Probleme in euren Alltag. Denn dein Hund durfte vielleicht noch nie lernen, wie er sich sicher fühlen kann, ohne Aggressionsverhalten zeigen zu müssen. Gleichzeitig ist es möglich, dieses unangenehme Gefühl beim Auftauchen fremder Hunde zu verändern.

Wieso zieht dein Hund dann zu dem anderen Hund hin, wenn er eigentlich Abstand möchte?
In der Vergangenheit hat dein Hund vermutlich folgendes gelernt:

Hunde sind Konfliktvermeider, was aus biologischer Sicht richtig schlau ist, denn jede handfeste Auseinandersetzung stellt auch für ihn eine Gefahr dar. Und doch flippt er an der Leine völlig aus.

Die anderen Strategien wie Stehenbleiben, Umdrehen oder Beschwichtigen, waren in der Vergangenheit vermutlich nicht erfolgreich, denn an der Leine kann dein Hund sie kaum zeigen. Selbst wenn, wird die Distanz zum anderen Hund meist trotzdem verringert.

Doch wenn dein Hund laut wird, erreicht er endlich, was er braucht, um sich sicher zu fühlen. Abstand. Dann beginnt die Spirale nach unten.

Durch den Erfolg und das Erreichen eines so wichtigen Bedürfnisses wird das Aggressionsverhalten quasi um das tausendfache verstärkt. Die Unsicherheit ist im Aggressionsverhalten nicht mehr sichtbar und trotzdem der Motor. Dein Hund wird es immer häufiger, heftiger und früher zeigen. Nie, um dich zu ärgern, oder weil er dir nicht vertraut. Er vertraut dem anderen Hund nicht!

Je nachdem, wie du in der Vergangenheit darauf reagiert hast, ist auch das Vertrauen in dich gesunken. Um das zu reparieren, brauchst du keine Bindungsspiele, sondern ein echtes Verständnis für das Bedürfnis deines Hundes und Lösungsangebote, die ihm wirklich helfen.

So löst du euer Problem in Hundebegegnungen an der Ursache

Es ist zu jeder Zeit möglich, das Ruder rum zu reißen und das Problem deines Hundes an der Ursache zu verändern. Diese Ebenen darfst du auf keinen Fall übersehen:

  • Erzeuge angenehme Gefühle bei deinem Hund, wenn andere Hunde auftauchen
  • Biete ihm eine auch für dich passende Lösungsstrategie an, die sein Bedürfnis nach Abstand stillt
  • Verstärke deeskalierendes Verhalten, wie Abwenden, Schnüffeln und Markieren

Damit das Ganze effektiv und nachhaltig für euch funktioniert, ist es ratsam, den Abstand zu anderen Hunden groß genug zu halten, dass dein Hund noch mitdenken kann. Flippt er aus, wurde der Bogen überspannt und lernen ist kaum mehr möglich.

Wundervoller Nebeneffekt:
Durch das langsame Verändern des Gefühls zeigen viele Hunde langsam wieder echtes neugieriges Interesse an Artgenossen.

Eine letzte Ebene, die du nicht vergessen darfst:

Für dich als Mensch kann es ebenso sehr anstrengend sein, diese Situationen zu meistern. Es ist körperlich anstrengend, emotional herausfordernd und das Gefühl von Scham, manchmal überdeckt von Wut und so oft mündend in Selbstzweifel und eine Ablehnung gegenüber dem eigenen Hund bleibt als bitterer Beigeschmack.

Es ist so menschlich, in diesen Situationen die Fassung zu verlieren. Doch um deinen Hund und dich gut durch diese Momente zu navigieren und schnellere Trainingsfortschritte möglich zu machen, darfst du lernen, ein Anker für euch beide zu sein.

Werde dir auch deiner eigenen Themen bewusst, die in diesen Momenten vielleicht getriggert werden. So viele Menschen haben schon als kleine Kinder gelernt, dass es sicherer ist, sich anzupassen und nicht aufzufallen.

Zusätzlich kannst du dich unterstützen durch Nervensystem regulierende Techniken, damit du immer mehr Sicherheit in dir findest, auch wenn es um dich herum aufregend wird.

Erlaube es dir, Änderungen an eurem Alltag vorzunehmen, die euch biden gut tun und einfach Zucker für eure Seelen sind.

Tauche ein in nervensystemsensibles Training für deinen Hund, das an der Ursache ansetzt und ohne Dominanz und Angst auskommt.

Blogartikel #63


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