PODCAST #46: WIE DU SCHWIERIGKEITEN MIT DEINEM HUND AUFLÖSEN KANNST

Der Titel dieser Folge steht schon seit einiger Zeit auf meiner Liste. Probleme mit dem Hund verstehen und vermeiden oder: Wie du Schwierigkeiten mit deinem Hund auflösen kannst. Ich habe für dieses Thema hin und her überlegt, an welchem Punkt der Entwicklung ich ansetzen soll. Ich habe mich für den Dreh- und Angelpunkt entscheiden. Für dich – also für das andere Ende der Leine. Denn die Lösung all eurer Schwierigkeiten liegt bei dir, sie liegt in dir.

In dieser Podcastfolge erfährst du:

  • Wie entstehen Probleme mit Hund, Schwierigkeiten und Leid?
  • Was sind die 5 Kleshas?
  • Welche Denkfehler gibt es im Hundetraining und wie sie dir und deinem Hund das Leben schwer machen
  • Wie du diese Denkfehler im Hundetraining überwinden kannst
  • Welches Wachstum und welche Entwicklungen möglich sind, die noch verborgen bleiben
  • Wie du dieses Prinzip auf das Leben mit deinem Hund übertragen kannst
  • Wie du es schaffst, Raum für Lösungen langfristig in dein Leben zu integrieren
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"Wenn wir darüber sprechen, wie du Schwierigkeiten mit deinem Hund auflösen kannst, dann geht es vor allem erstmal einfach nur um dich - in Bezug auf deinen Hund."


Was benötigst du, um Probleme mit dem Hund verstehen und vermeiden zu können oder für euch zu lösen? Am Ende bist du der Dreh- und Angelpunkt im Hundetraining und du hast es in der Hand. Du hältst die Leine und entscheidest, wohin ihr beide geht. Deshalb ist es wichtig, dass du nicht nur auf das Verhalten deines Hundes, sondern auch auf dein eigenes Verhalten schaust.

Es gib in der Yoga Philosophie fünf verschiedene Kleshas. Das sind fünf verschiedene Ursachen für Leid, die meist sehr tief in uns verankert sind. Sie sind einfach da und es ist ok, dass sie da sind. Dennoch ist es sinnvoll sich darüber bewusst zu werden, um nicht unnötiges Leid zu erleben und zu verursachen. Mit Leid meine ich hier all das, was sich für dich und deinen Hund nicht gut anfühlt. Das was du nicht in deinem Leben haben möchtest.

Das Wissen um diese fünf Kleshas ist ein wahnsinniges Geschenk. Ich möchte dies nun mit dir teilen und dir eine kurze Einführung und einen Überblick geben.

Die Kleshas sind für den Anfang schon ein wenig abstrakt. Deshalb möchte ich es dir immer am Ende der Erklärung der einzelnen Kleshas mit einem Beispiel verdeutlichen.

Mein Beispiel, ein echter Klassiker: „Dein Hund bellt Menschen an.“


"Avidya ist der falsche Glaube über deine eigene Wahrheit."


Das erste Klesha ist Avidya.

Avidya heißt so viel wie „Ich weiß Bescheid, ich kenne meine Wahrheit.“ Das Problem dabei ist, dass Wahrheit immer subjektiv ist. Deine Wahrheit ist immer eingefärbt durch deine Erfahrung aus deiner Vergangenheit, durch deine Erziehung, durch deinen eigenen Filter. Sie ist beeinflusst von Glaubenssätzen aus deiner Vergangenheit. Und durch Regeln oder Überzeugungen, die ganz tief in dir verankert sind. Ganz unbewusst bestimmen diese Faktoren deine Wahrheit und damit auch, wie du eine Situation erfährst, empfindest oder für dich einsortierst. Avidya bedeutet tatsächlich weniger Wahrheit, sondern eher Irrtum oder Verwechslung.  Du denkst, dass du bescheid weißt und die Wahrheit kennst. Du denkst, so wie du es siehst, ist es richtig und alle sehen das genauso. Und wenn nicht, dann liegt der andere falsch. 

Mit Verwechslung ist gemeint, dass du Ewiges mit Vergänglichem, und Wesentliches mit Unwesentliches verwechselst. Was von dem, das du alltäglich erlebst, ist wirklich wichtig - nicht nur anscheinend? 

Das Wissen über deine Wahrheit besteht immer auf der Basis deiner Vergangenheit. Das Problem, was das mit sich bringt ist, dass deine Zukunft auch immer der Gefangene deiner Vergangenheit sein wird. Und so wird deine Zukunft durch deine Vergangenheit bestimmt. Das macht es dir wahnsinnig schwer, lässt kaum Flexibilität zu und dementsprechend wenig Platz für Veränderung, Entwicklung und Wachstum. Avidya ist also der falsche Glaube über deine eigene Wahrheit.

Nun mein Beispiel: „Dein Hund bellt Menschen an.“

Das könnte deine Wahrheit sein: Dein Hund darf das nicht. Der fremde Mensch ist nicht gefährlich. Ein bellender Hund ist unnormal. Das ist nicht akzeptabel. Alle anderen Hunde bellen nicht nur meiner. Warum kommt der andere Mensch so nah an uns ran? Warum sind alle Menschen so rücksichtslos? 
Meine Lösung für dich: Öffne deinen Blick. Lege den Filter deiner eigenen Erfahrung ab und versuche mal in die anderen Wahrheiten zu schauen. Ist das wirklich so? Kannst du dir zu 100 % sicher sein, dass das so ist? Und wenn du dir diese Frage stellst, wirst du auf einmal ganz flexibel im Kopf. Weil du es nämlich nicht mit 100%iger Wahrscheinlichkeit sagen kannst. Und schon fällt dir auf, dass deine Wahrheit wohl doch nicht die Einzige ist und es öffnet sich Raum zum Reflektieren. Meist löst es sich dann schon auf und du kannst entspannter handeln.


"Auch Asmita - unser Selbstbild - basiert oft auf einer falschen Einschätzung der eigenen Person."


Das zweite Klesha ist Asmita.

Frei übersetzt beutet es „Ich kenne mich. Ich weiß, wer ich bin“. Es liegt nah an Avidya, denn auch dein Selbstbild basiert oft auf einer falschen Einschätzung deiner eigenen Person. Auch deine persönliche Einschätzung ist dadurch geprägt, wie andere uns sehen und wie sie uns sehen wollen. Auch dadurch bilden sich Glaubenssätze, die tief in dir verankert sind. Dabei bist du soviel mehr als diese flachen Glaubenssätze.

Durch dieses "falsche" Selbstbild und die Überzeugungen und Glaubensätze, entfernst du dich immer mehr von deinem eigentlichen, deinem wahrhaftigen Selbst, bis du das Gefühl hast, dich gar nicht mehr zu kennen. Das ist so unglaublich schade. Dann entwickelst du gewisse Charakterzüge, um geliebt und anerkannt zu werden und veränderst dich in eine Richtung, die dir nicht gefällt und das macht dich auf Dauer unglücklich. 

Asmita ist das falsche Selbstbild, welches wieder auf Glaubenssätzen und Erfahrungen der Vergangenheit beruht, ohne es tatsächlich mal reflektiert zu haben.

Nun mein Beispiel: „Dein Hund bellt Menschen an.“

Deine Wahrheit: Du bist zu unsicher. Der Grund hängt immer am anderen Ende der Leine. Du kannst deinem Hund keine Sicherheit bieten? Du bist zu schwach. Oder: Du kannst dich nicht durchsetzen. Dein Hund ist zu sensibel oder zu alt zum Lernen. Das hilft dir nicht weiter. Es schadet dir mehr, als es dir nützt. Was wäre, wenn ihr sein könntet, wer ihr wollt? An dieser Stelle solltest du dich wieder fragen: Ist das wirklich so? Kannst du dir zu 100% sicher sein, dass das so ist?


"Raga - die Begierde - ist am Ende ein Fass ohne Boden."


Das dritte Klesha ist Raga.

Raga bedeutet „Ich will das so!“. Es ist das Verlangen nach Bedürfnisbefriedigung, Aufmerksamkeit, Anerkennung, Liebe und Zuwendung. Viele deiner Handlungen sind dadurch beeinflusst und können dir am Ende sogar schaden, denn die Begierde ist am Ende ein Fass ohne Boden. Wenn du dieser Begierde sehr schnell nachgibst und sagst: „Ich will das so machen!“, dann kann es sein, dass du kurzfristig dieses Bedürfnis befriedigt hast, es dich aber auf lange Sicht nicht glücklich macht, weil es auf der falschen Identität „Asmita“ gebaut ist.

In Bezug auf deinen Hund kann es sein, dass du dir einen Hund in den Leben holst und merkst, es läuft nicht so, wie du es dir vorgestellt hast. Du bestehst darauf, dass alles so läuft, wie du es dir vorgestellt hast. Dadurch entsteht Leid bei dir und deinem Hund. Dein Hund, der deine Erwartungen nicht erfüllen kann und Leid bei dir, da du die vielen Potenziale und Momente mit deinem Hund nicht (mehr) sehen kannst.

Nun mein Beispiel: „Dein Hund bellt Menschen an.“

Deine Wahrheit: Du möchtest gemocht werden und niemanden stören. Du willst unbedingt erfolgreich sein im Training und nicht negativ auffallen. Du wünscht dir einen freundlichen Hund. Aber was will denn dein Hund?

Was ist wirklich wichtig? Schaue, was sich hinter deinen Wünschen verbirgt. Was bedeutet es dir, einen freundlichen Hund zu haben? Warum willst du das wirklich? Dann bekommst du die wahren Antworten. Schau genau hin. Du möchtest vielleicht, dass dein Hund keine Angst vor Menschen hat oder er im Bogen um die Menschen herum geht. Damit er sich und alle anderen sicher fühlen. Dann kommst du in deinen Fluss der Lösungsfindung. Was bedeuten dein „Ich will das so?“


"Wenn du dir nie die wirklichen Ursachen anschaust, kannst du es nie wirklich für dich auflösen."


Das vierte Klesha ist Dvesha.

Es bedeutet „Ich will das nicht!“. Dvesha ist das Gegenteil von Raga. Es ist die Vermeidung oder blinde Ablehnung als Schutzmechanismus. Du und wahrscheinlich auch alle anderen Menschen auf diesem Planeten setzen sich sehr ungern mit den wirklichen Ursachen für unser Leid, unsere Schwierigkeiten und Konflikte auseinander. Begründet mit der Angst vor der Verletzung, die dort auf dich wartet. Aus Angst vor Scham und Schuld. Du schaust hinter deine Fassade und stellst vielleicht fest, dass auch du einen Anteil an der aktuellen Situation trägst. Das kann Angst erzeugen und du beginnst abzulehnen. Durch dieses Klesha baust du Schutzschilde um deine Seele herum. Schutzschilde, die dich davor bewahren sollen, dich selbst seelisch zu verletzen.

Wenn du dir nie die wirklichen Ursachen anschaust, kannst du es auch nie wirklich für dich auflösen. Stattdessen wird sich Schutzmauer um Schutzmauer um dich aufbauen. Schau in dich und nimm diese Erkenntnisse an.

Nun mein Beispiel: „Dein Hund bellt Menschen an.“

Deine Wahrheit: Du möchtest keinen Besuch. Du möchtest niemand auf eurem Spaziergang treffen. Du möchtest vielleicht gar nicht mehr mit deinem Hund raus. Und du willst nicht, dass dein Hund noch mal ausflippt. Langfristig grenzt du euch so aus. Fortschritt und Veränderung kann aber nur möglich sein, wenn du aus deiner Vermeidung rauskommst.


"Je unbewusster unsere Ängste sind, desto stärker stören sie unsere innere Ruhe."


Das fünfte Klesha ist Abhinivesha.

Abhinivesha ist die Angst. Die Angst davor, ob alles so bleibt, wie es gerade ist. Hast du morgen noch deinen Job oder bist du oder dein Hund morgen noch gesund? Bleibt alles so, wie es jetzt gerade ist? Es ist die Angst, deine Bedürfnisse zu äußern aus Angst vor Ablehnung, Angst vor dem Ende, vor Veränderung oder vor dem Unbekannten. Das alles ist Abhinivesha. Je unbewusster deine Ängste sind, umso mehr stören sie deine innere Ruhe. Und genau das ist der schwierigste Knackpunkt. Abinivesha lässt sich von allen Kleshas am schwersten auflösen. Sie erfordert extrem viel Achtsamkeit und Selbstreflexion. Das wichtigste aber ist: dadurch, dass du sie anschaust, wird sie weniger und kann gelöst werden. 

Du solltest deine Ängste nicht unterdrücken. Vielmehr solltest du sie annehmen und wahrnehmen, denn sie entstanden, wie alle Kleshas ursprünglich, nur, um dich zu schützen.

Nun mein Beispiel: „Dein Hund bellt Menschen an.“

Deine Wahrheit: Du hast Angst vor Ablehnung, Liebesentzug, Einsamkeit, Gefahr oder Ausgrenzung, weil dein Hund andere Menschen anbellt? Stell dir auch hier wieder die Frage. Bist du dir sicher, dass du dieses Leid erfährst, wenn dein Hund andere Menschen anbellt. Ist das wirklich so? Kannst du dir zu 100 % Prozent sicher sein, dass das so ist?


"Atme sehr bewusst und tief in den Bauch. Nimm dir Zeit und reflektiere."


Das heißt, die fünf Kleshas sind für dich nichts Schlechtes. Es ist gut, dass sie da sind. Es ist nur wichtig, dass du sie hörst und hinschaust. Dein Weg raus aus diesem Kreislauf der Kleshas und dem Kreislauf des Leids ist: sobald dich etwas irritiert, halte kurz inne zuhalten, atme tief durch in den Bauch und nimm dir kurz Zeit und reflektiere.

Nimm das, was du wahrnimmst wertungsfrei an. Nimm Dinge als Information an und sortiere sie nicht direkt in Schubladen. Sortiere nicht nach gut oder schlecht, sondern nimm einfach erst mal war. Wenn du hinter alle Kleshas schaust und sie annimmst, wirst du wieder flexibel und mutiger. Du fasst Vertrauen in dich, deinen Hund und in die ganze Welt. 

Das, was du im Alltag für dich machen kannst, ist achtsam sein. Das bedeutet: wechsle in eine Beobachter-Perspektive und schau dir alles wertungsfrei an. Atme tief in den Bauch und nimm dir Zeit zum Reflektieren. Wie fühlst du dich? Was für Gedanken hast du? Das ist eine Übungssache und dauert natürlich eine Weile. Aber das alles gekoppelt mit der Flexibilität, die in dir entsteht, bringt dich so viel weiter. Dann heißt es für dich, dran bleiben, hinterfragen und sich immer wieder erden. Diese Kleshas sind einer der Schlüssel, wie du Schwierigkeiten für dich und deinem Hund auflösen kannst. Sie ermöglichen dir, in ein gutes Training zu gehen und langfristig glücklich mit deinem Hund zu werden.

Nimm diese fünf Kleshas bewusst wahr.


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