WIE DU ANGST BEI DEINEM HUND ERKENNST

Jeder von uns hat sicher eine Vorstellung davon, wie ein Hund, der Angst hat aussieht. Vor allem die eingeklemmte Rute ist jedem bekannt. Jedoch gibt es noch viel mehr körpersprachliche Signale, an denen du erkennen kannst, dass sich dein Hund unwohl fühlt. Genau diese Frühzeichen möchte ich dir in diesem Artikel zeigen. Doch zu Beginn ist eine Frage besonders wichtig.

Angst oder nur Unsicherheit?

Gibt es da eigentlich einen Unterschied? Angst hat definitiv viele Facetten.  Doch beginnt Angst erst dann, wenn der Hund regelrecht Panik entwickelt und versucht zu flüchten oder sich zu verteidigen? Für mich ist es egal, ob ein Hund "nur" unsicher ist oder extreme Angst zeigt. Beides fühlt sich schlecht an. Wenn ich nicht auf die Unsicherheiten meines Hundes eingehe, werden sie sicher schlimmer werden. 

Leider reagieren viele Hundemenschen erst, wenn die Unsicherheiten zu Angst und damit zum Problem im Alltag werden. Dabei könnte so wundervoll zeitig reagiert und vorgebeugt werden. Damit erspart man sich und seinem Hund einen unter Umständen langen Leidensweg. 

Angst sichert unser Überleben. Sie entsteht schnell und festigt sich stark im Gehirn. Sie wird schnell auf andere Situationen übertragen und speichert eventuelle Vorboten ab. Ein Beispiel hierfür ist die Angst vor Gewitter oder an Silvester. War es erst der Donner selbst, reagieren Hunde bald bereits auf Wind oder Luftdruckveränderungen. Manche Hunde zeigen bereits Angst, wenn Vögel tiefer fliegen als üblich. All diese Vorboten werden im Gehirn abgespeichert und lösen bereits Angst aus.

Deshalb meine Empfehlung an dich: Reagiere frühzeitig und helfe deinem Hund bereits bei den ersten Anzeichen von Angst diese zu bewältigen, bevor sie sich zu handfesten Ängsten manifestieren. Angst kann jederzeit entstehen, auch wenn dein Hund viele Jahre keine Probleme mit bestimmten Situationen hatte. In schlimmen Fällen reicht ein stark ängstigendes Erlebnis aus, welches das Leben deines Hundes und dir ändert.

Wie du Angst bei deinem Hund erkennen kannst

Unsere Hunde kommunizieren stark über Körpersprache. Wenn wir sie Verstehen möchten ist es wichtig, dass wir unsere Augen Tag für Tag darin schulen, um unseren Hund lesen zu können. Nur durch genaue Beobachtungen wirst du in der Lage dazu sein, die Körpersprache deines Hundes lesen zu können und so frühzeitig schwierige Situationen zu sehen.

Körpersprachliche Signale, die ängstliche Hunde zeigen können:

  • gesenkter Rutenansatz (auch bei Hunden ohne Rute erkennbar)
  • geduckte Körperhaltung
  • der Körperschwerpunkt verlagert sich nach hinten
  • die Ohren sind zurück gelegt
  • die Bewegung friert ein
  • die Augen sind weit geöffnet
  • man sieht weißes im Auge (Walauge)

Zusätzlich zu den körpersprachlichen Signalen kannst du auch Veränderungen im Verhalten deines Hundes erkennen. Sei hier wirklich sensibel. Dann bemerkst du unangenehme Situationen bereits lange bevor sich dein Hund wirklich unwohl fühlt. So kannst du sehr zeitig reagieren und trainieren, lange bevor ein wirkliches Problem entstanden ist.

Veränderungen im Verhalten deines Hundes können sein:

  • dein Hund wird langsamer
  • er versucht eine andere Richtung oder einen Bogen zu laufen
  • dein Hund läuft hinter dir
  • du siehst wenig bis kein Erkundungsverhalten
  • dein Hund flüchtet sich in ein anderes Verhalten (buddeln, schnüffeln,...), um nicht näher an den Reiz heran zu müssen
  • dein Hund kann sich nicht lösen
  • deine Signale funktionieren schlechter, dein Hund reagiert nicht wie gewohnt

Erkundungsverhalten ist eines der wichtigsten Bedürfnisse, die unsere Hunde haben. Zeigt dein Hund kaum bis kein Erkundungsverhalten mehr, liegen zwei Anahmen nahe. Dein Hund hat Schmerzen oder Angst. 

Wird dein Hund in einer bestimmten Situation, z.B. der Begegnung mit Hunden oder Menschen, langsamer, solltest du ihn nicht weiter hetzen. Gib ihm die Zeit die er braucht, um sich der Situation anzunähern. Möchte dein Hund einen Bogen laufen, kannst du ihn mitgehen. Sucht dein Hund Sicherheit oder Hilfe bei dir, gib sie ihm! Du bist sein sicherer Hafen!

Was du niemals tun solltest, wenn dein Hund Angst hat

Immer wieder gibt es den Hinweis, die Angst des Hundes einfach zu ignorieren. So soll sie sich nicht verstärken und der Hund kann merken, dass die Situation nicht bedrohlich ist. Bei einem Hund der Angst hat, wird dies jedoch nicht viel nützen. Das Gehirn ist in diesem Zustand kaum in der Lage rationale Erfahrungen abzuspeichern oder abzurufen. Wenn wir Angst haben können wir nur sehr schlecht lernen.

Die Erfahrung die dein Hund in diesem Moment macht bedeutet, dass sein Mensch keine Hilfe ist und ihn in schlimme Situationen führt. Dein Hund lernt, dass er hilflos ist und über annehmbare Strategien der Situation nicht entgehen kann. Die logische Folge ist ein immer weiteres eskalieren des Verhaltens des Hundes. Aus anfänglichem unsicheren Verhalten wird dann Flucht- oder Aggressionsverhalten.

Um ein Symptom (Verhalten) zu verändern, ist es wichtig die Ursache zu beheben. Ignorieren verändert nichts an der Ursache. Viel besser solltest du deinem Hund die Angst vor der Situation (Ursache) nehmen, dann verändert sich auch das Verhalten. Zusätzlich ist es immer empfehlenswert, dem Hund eine mögliche Lösungsstrategie an die Hand zu geben. So kann er lernen wie er sich in diesen Situationen verhalten kann, ohne sich und andere zu gefährden. Dies gibt dir und deinem Hund wieder Kontrolle über die Situation. Kontrolle gibt Sicherheit. Sicherheit nimmt Angst.


Deshalb gib deinem Hund die Kontrolle, erkenne Situationen frühzeitig, beginne sofort an der Ursache zu trainieren und Schaffe Alternativverhalten.

Deine Tina

Blogartikel #26


Das könnte dir auch helfen!