WAS MIT DIR PASSIERT, WENN DU DEINEN HUND BELOHNST

Im ersten Moment finde ich diese Überschrift seltsam. Was soll schon passieren? Tatsächlich geistern diverse Annahmen durch die Welt der Hundemenschen, was mit jemandem passiert, der seinen Hund belohnt. Eine stets beständige Angst ist es, zu einem Futterautomaten degradiert zu werden. In schnellen Intervallen muss es Leckerli regnen, ansonsten verabschiedet sich der Hund auf nimmer wiedersehen. Der Mensch wird zu einem Gegenstand, ohne Leib und Seele. Eine andere Annahme spricht von einem Rollenwechsel. Wer ist hier nochmal der Chef? Du oder dein Hund? Geht dein Hund mit dir Gassi? Und dann steht ständig diese Angst im Hinterkopf, was passiert, wenn deine Leckerli alle sind? Der Futterautomat ist leer und der Chefhund geht seine eigenen Wege. Ach ja, und eine Bindung zu seinem Hund kann man so nicht aufbauen. Bindung entsteht durch Führung oder so...

Naja, ganz so dramatisch ist das ganze nicht. Bindung entsteht unter anderem, durch viele positive gemeinsame Erlebnisse. Dazu gehören auch freudige Belohnungssequenzen. Wenn man nicht stets besticht sondern gezielt belohnt, wird man auch kein Futterautomat oder sonstiges und der Hund zeigt seine guten Verhalten auch, wenn das Futter mal leer ist. Und das schöne, hier ist noch nichts zu Ende. Denn Belohnungen können so viel mehr sein als einfach nur Futter aus der Hand.
Ach ja, und Chef oder nicht...Meine Hunde und ich sind Freunde, keine Untergeordneten. Und ja, mein Hund geht mit mir Gassi und ich mit ihm, wir gehen gemeinsam.

DU FÜHLST DICH MINDESTENS GENAUSO GUT WIE DEIN HUND

Das ist für mich einer der wichtigsten Argumente, wenn es darum geht, belohnungsbasiertes Training zu erklären und schmackhaft zu machen. Es fühlt sich einfach gut an. Für den Hund und auch für den Menschen. Stell dir vor du müsstest dich die ganze Zeit auf die negativen Eigenschaften deines Hundes konzentrieren. Was macht das mit deiner Stimmung? Und dann wird jedes Mal, wenn dein Hund das unerwünschte Verhalten zeigt, gestraft. Gemecker, stampfen, grimmig gucken, rucken, was auch immer. Wie fühlst du dich dabei? Also ich werde allein bei dem Gedanken sauer. Und es nervt mich und macht mich frustriert. Das sind definitiv nicht die Emotionen, die ich mit dem Zusammenleben mit meinem Hund verknüpfen möchte.

Und jetzt drehen wir den Spieß um. Stell dir vor du konzentrierst dich nur auf die guten Verhaltensweisen deines Hundes und immer wenn er diese zeigt, belohnst du. Du setzt ein Lächeln auf, freust dich, sprichst mit netter Stimme und belohnst deinen Hund so, dass seine Augen anfangen zu leuchten. Wie fühlt sich das an? Ich bekomme allein beim Schreiben dieser Zeilen ein lächelndes Gesicht. Genau das sind die Emotionen die zu mir und meinem Hund gehören. Freude, Liebe und leuchtende Augen. Wenn du über Belohnungen trainierst, fühlst du dich besser. Du bist fröhlicher und bekommst einen anderen Blick auf die Dinge. Denn du hast es geschafft, das Negative hinten ran zu stellen und dich auf das Positive zu konzentrieren.

Unsere Welt ist eine Welt geprägt von Fehlern. Alles Falsche wird mit einem fetten Roten Stift markiert, Gutes hingegen mit einem müden Lächeln quittiert. Das macht es uns nicht leicht, sich auf das Gute zu besinnen. Jedoch ist es unglaublich, was passiert, wenn man zumindest bei seinem Hund anfängt dies zu ändern. Noch schöner wird es, wenn sich diese Sicht auch auf andere Lebensbereiche ausdehnt. Plötzlich sieht alles gar nicht mehr so dramatisch aus wie  früher. Und man lernt zu akzeptieren.

DU schärfst deine Beobachtungsgabe

Timing ist im Hundetraining das A&O. Schlechtes Timing bedeutet immer auch schlechtes Training. Wenn dein Timing nicht stimmt, versteht dein Hund nicht, was du von ihm möchtest. Ich sehe extrem selten Menschen, die im richtigen Moment strafen. Eigentlich sehe ich sie so gut wie nie. Mit belohnenden Menschen sieht es da ähnlich aus. Ich sehe sie häufiger aber auch nicht ständig. Warum es besser ist, schlecht zu belohnen als schlecht zu strafen? Letzten Endes kann der Hund nichts für das schlechte Timing seines Menschen. Wird er dann unnötig oft gestraft ist das einfach Mist. Wird er zig mal zum falschen Zeitpunkt belohnt ist, es schlecht für den Menschen, aber dem Hund hat es nicht geschadet. So muss der Hund wenigstens nicht für die Fehler seines Menschen büßen.

Möchtest du jetzt das Verhalten deines Hundes positiv verändern und mit Belohnungen trainieren, kommst du nicht drum herum, dein Timing zu schulen. Deine Beobachtungsgabe wird sich um ein Vielfaches verbessern. Du wirst schnell lernen, Situationen zu erkennen und besser einzuschätzen.

DU lernst deinen Hund richtig gut kennen

Dank deiner guten Beobachtungsgabe und den leuchtenden Augen deines Hundes, lernst du deinen Hund richtig gut kennen. Du kennst seine Körpersprache, als wäre es deine eigene. Du kannst an kleinen mimischen Veränderung seine Stimmung feststellen. Seine Körpersprache ist für dich fast ein offenes Buch. Du weißt genau, was ihm leicht fällt und was nicht. Wann fühlt er sich wohl, was meidet dein Hund lieber. Und was bereitet ihm eine ganz besondere Freude. Jetzt, an diesem Punkt, können wir von einer tiefen Verbundenheit und engen Freundschaft sprechen. Denn nun hast du es geschafft, deinen Hund genauso zu achten und zu kennen wie er es mit dir macht. Du hast deinen besten Freund gefunden.

Und da du deinen Hund nun so gut kennst, bewegst du dich fernab von dem Dasein als Futterautomat. Du kennst seine Bedürfnisse und kannst diese ebenso gezielt als Belohnungen nutzen. Dadurch bekommen deine Futterbelohnungen eine ganz neue Qualität. Zusätzlich hast du noch einen ganzen Sack weiterer Belohnungen parat, die fernab von Futter und Spielzeug sind. Du hast deinen Hund unter "Kontrolle", ohne Chef sein zu müssen, ohne zu meckern, ohne zu strafen. Ihr habt einfach eine Menge Spaß zusammen. Und das ist es doch, worum es im Leben geht, oder?

Namasté and Rock'n Roll, deine Tina.

Blogartikel #12


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