PODCAST #139: Welchen Einfluss Stress auf das Immunsystem deines Hundes hat – Interview mit Anne Sasson

Geht es um die Gesundheit unserer Hunde, kommt man um zwei wichtige Themen nicht drumherum und sollte sie nicht aus dem Auge verlieren. Es geht um den Zusammenhang von Stress und dem Immunsystem unserer Hunde. Denn: Stress hat Einfluss auf das Immunsystem des Hundes.

Die Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit und auf das Immunsystem des Hundes werden leider oft unterschätzt. Wir alle wissen, wie wichtig ein stabiles Immunsystem ist. Dennoch wird es oft stiefmütterlich behandelt, unnötig belastet und selten aktiv unterstützt, damit es seine wertvolle Arbeit im Körper in vollem Umfang leisten kann.
Stress beim Hund in all seinen Ausprägungen wird häufig nicht oder erst spät erkannt und seine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Hunde wird oft nicht mit der Gesundheit in Verbindung gebracht.

Im Interview teilt Anne Sasson ihr umfangreiches Wissen über das Immunsystem, über die Folgen von Stress und ihre top Tipps, wie du Stress reduzieren und das Immunsystem deines Hundes boosten kannst.


Du erfährst in dieser Podcastfolge:

  • Was das Immunsystem ausmacht, wo im Körper deines Hundes es zu finden ist und wie es arbeitet
  • Was Stress ist und warum Stress für Hunde schädlich sein kann
  • Wie du Stress bei deinem Hund reduzieren kannst
  • Was du tun kannst, um das Immunsystem deines Hundes zu boosten
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Sowohl Stress bei Hunden als auch das Immunsystem der Hunde wird oft unterschätzt. Doch Stress hat Einfluss auf das Immunsystem des Hundes.
Viele Hundemenschen gehen einfach davon aus, dass das Immunsystem immer da und einsatzbereit ist und dass man dafür nichts tun muss. Selbst bei Erkrankung des Hundes wird oft nicht zuerst daran gedacht, dass Immunsystem zu unterstützen und zu stärken, sondern der Fokus liegt darauf mit Mitteln und Therapien die Krankheit und ihre Symptome zu bekämpfen.
Jeder weiß, wie wichtig das Immunsystem ist, dennoch ist es im Alltag nicht präsent und rückt aus dem Fokus heraus. Man könnte fast sagen, es wird im Alltag oft vergessen.

Stress wiederum wird oft nicht als solcher erkannt oder erst sehr spät, wenn es z. B. durch Verhaltensprobleme oder gesundheitliche Themen an die Oberfläche rückt.
Stress wirkt immer auf drei Ebenen und „frisst“ sich dort ein.

"Es werden eigentlich zwei Sachen total unterschätzt: Stress ist das eine. Das Immunsystem wird aber auch oft unterschätzt."


Anne Sasson


Stress hat Einfluss auf das Immunsystem des Hundes. Das wird auf der seelischen Ebene oft noch gut erkannt. Vor allem, wenn der Hund Angst vor beispielsweise Geräuschen zeigt oder Trennungsstress hat. Auf mentaler Ebene wird es oft schon etwas schwieriger zu erkennen. Die Hunde sind nicht mehr so aufnahmebereit, lernen langsamer, sind weniger gut ansprechbar oder handeln sehr impulsiv. Die Auswirkungen auf die körperliche Ebene werden oft nicht oder erst sehr spät erkannt. Meist erst, wenn sie deutlich zu Tage treten, etwa durch Durchfall oder andere körperliche Symptome. Kurzum: Ein gestresster Hund wird schneller krank.


"Die vielen kleinen Auswirkungen, die langfristig aber einen immensen Einfluss auf die Gesundheit und die Lebensqualität unserer Hunde haben."


Anne Sasson


Leider werden all diese kleinen Auswirkungen aber oft total unterschätzt und – bis es dann zu sichtbaren Auswirkungen kommt – auch als nicht schädlich eingestuft. Dies zeigt sich an Ansichten wie: „Da muss er halt mal durch.“ Oder auch: „Das kann er ruhig mal aushalten.“ Doch solches Verhalten sollte dringend vermieden werden, denn Stress hat Einfluss auf das Immunsystem des Hundes und kann die gesamte Gesundheit stark beeinträchtigen. Ein gestresster Hund wird schneller krank.


"Vielleicht denken wir nicht so oft an das Immunsystem, weil es eigentlich so unglaublich stark ist."


Anne Sasson


Denken wir an das Immunsystem so haben viele gleich die sogenannten Fresszellen vor Augen – die weißen Blutkörperchen – die Krankheitserreger ausfindig machen und „auffressen“.  Das Immunsystem besteht aber natürlich aus noch viel mehr Immunzellen und ist ein überaus komplexes System. Wichtige „Orte“ im Körper sind z. B. das Knochenmark – hier werden Immunzellen gebildet – und die Milz – die die „Ausbildungsstätte“ der Immunzellen ist. Wichtig ist auch zu wissen, dass 70 % der Immunzellen im Darm vorkommen. Deshalb ist Darmgesundheit bei Hunden auch so wichtig und deshalb sollte man z. B. nach Antibiose, Wurmkur oder wenn der Hund längere Zeit schlecht gefüttert wurde, den Darm pflegen und für eine gute Darmgesundheit sorgen.


"Im Darm sind 70 % der Immunzellen."


Anne Sasson


Stress wird in positiven (Eustress) und negativen (Distress) Stress unterteilt. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Auch zu viel „positiver“ Stress hat schädliche Auswirkungen, denn Stress hat Einfluss auf das Immunsystem des Hundes .
Stress wird also z. B. bei großer Freude oder Erregung ausgelöst. Ebenso bei Angst, Schmerzen und großen körperlichen Anstrengungen – etwas im Leistungssport (z. B. Schlittenhunde) oder auch bei Arbeitshunden (Hütehunde, Diensthunde von Polizei und Rettungskräften).
Dabei ist Stress an sich eine durchaus sinnvolle Reaktion des Körpers. Stress stellt eine Flucht- oder Kampfreaktion bzw. eine Alarmbereitschaft dar, was mit der Ausschüttung entsprechender Hormone einhergeht. Danach erfolgt eine Anpassungsreaktion des Körpers, die sehr viel Energie verbraucht. 

Hat der Hund wenig Zeit, um sich wieder zu entspannen bzw. erfolgt unmittelbar oder noch im Anpassungsprozess weiterer Stress, ist der Energieverbrauch dauerhaft enorm hoch. Es steht dann weniger bis unzureichend Energie für wichtige Vitalfunktionen und die Aufrechterhaltung des Immunsystems zur Verfügung. Gesundheitliche Folgen sind so schon vorprogrammiert.


"Es gibt einen Zusammenhang zwischen Stress, Immunsystem, Krankheit und Wohlbefinden bei Hunden."


Anne Sasson


Stress ist ein ganz individueller Prozess und von Hund zu Hund unterschiedlich. Die Fähigkeit mit stressigen Situationen umzugehen und danach wieder zu entspannen, ist demnach ganz verschieden ausgeprägt. Der eine Hund ist schneller wieder entspannt, während der andere schon bei kleinen Reizen völlig außer sich gerät. Wichtig ist hierbei, dem Hund genügend Zeit zum wortwörtlichen Herunterfahren – zum Abbau der Stresshormone – zu ermöglichen. Denn ein oft gestresster Hund wird schneller krank.

Auch Beschäftigungen, die der Hund augenscheinlich sehr gerne mag, die ihn aber in eine hohe Erregungslage bringen, können gesundheitliche Schäden nach sich ziehen, wenn die Erholungsphasen dazwischen nicht ausreichend lange sind.
Hier wird der Stress oft in Kauf genommen oder unterschätzt, weil es dem Hund doch so viel Spaß  mach und weil es doch sein „Lebensinhalt“ zu sein scheint – z. B. bei Hunderennen.
Das ist schade und eigentlich auch traurig, weil der Hund auf seine Jagd- und Laufleidenschaft herunter reduziert wird und es garantiert auch Beschäftigungen für diesen Hund gibt, die ihm Freude breiten und nicht durch wiederkehrende extreme Erregungslagen und oft zusätzlich körperlichen Stress eine Belastung für die Gesundheit darstellen.


"Ich werde oft gefragt, ob es eine Pille oder ein Kraut gegen Stress bei Hunden gibt."


Anne Sasson


Und hier kommen wir auch zu Anne’s top Tipps um Stress zu reduzieren.
Wichtig ist, den Stress zu erkennen und wahrzunehmen und dann nach der Ursache zu suchen und dort anzusetzen. Auch wenn es schön und praktisch wäre, es gibt keine Pille und kein Kraut gegen Stress.
Du kannst deinem Hund also helfen, indem du seinen Stress von allen Seiten betrachtest und an den verschiedenen Punkten ansetzt und dort etwas änderst. Hierbei ist eine individuelle und ganzheitliche Herangehensweise wichtig, d. h. für körperliches Wohlbefinden sorgen, Verhalten mit freundlichem Training modulieren und evtl. mit geeigneten Therapien – z. B. mit adaptogenen Pflanzen aus der Phytotherapie – unterstützen, wenn dies nötig ist.


"Stress kannst du dann wirklich bekämpfen, wenn du das ganzheitlich machst."


Anne Sasson


Um das Immunsystem deines Hundes zu stärken ist ein Blick auf den Darm lohnenswert. Übergeordnet spielt hier natürlich auch die Fütterung des Hundes eine Rolle.
Anne’s Fütterungstipp sind die drei A’s: Artgerecht – Ausgewogen – Abwechslungsreich.
Über die Fütterung kannst du schon unheimlich viel positiven Einfluss auf den Darm, auf das Wohlbefinden und dadurch auf die Gesundheit deines Hundes nehmen.
Bei manchen Hunden braucht es dann zeitweise mehr Unterstützung durch z. B. Phytotherapie, um die Darmgesundheit und Stressbewältigung zu fördern.
Es gibt unzählige Möglichkeiten. Wichtig ist, dass die Maßnahmen zu deinem Hund passen. Deshalb solltest du für Tipps dankbar sein, diese aber immer auch hinterfragen, ob sie deinem Hund dienlich sind.


"Darmgesundheit ist der Schlüssel zum Immunsystem und der Schlüssel zum gesunden Darm ist die Fütterung."


Anne Sasson


Anne Sasson bietet im November einen Workshop zu genau diesem Thema an.
Annes Workshop "So kommt dein Hund gut durch den Winter" findet am 25. November 2021 um 19 Uhr statt und ist kostenfrei. 

Du bekommst Informationen dazu, wie du du den Immunstatus deines Hundes einschätzen kannst, Empfehlungen wie du das Immunsystem individuell stärken und auch, wie du Stressfaktoren erkennen und damit umgehen kannst.

Hier geht es zur Anmeldung zu Anne's Workshop.


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