GRENZEN SETZEN GEHT AUCH NETT – ABER AUCH EFFEKTIV?

Ein Märchen, welches sich in vielen Köpfen hält. Grenzen setzen in nett geht nicht. Wenn man seinem Hund eine Grenze setzen will muss man ihm zeigen, wer der Chef ist. Denn nur dann kann er diese Grenzen einhalten. Irgendwann ist einfach Schluss und das muss gesagt werden. Ich stimme jedem zu der sagt, Hunde brauchen klare Grenzen. Das sehe ich genauso und setze dies bei meinen Hunden um. Jedoch muss ich widersprechen, dass es hierzu ein Chef-Manöver benötigt. Auch beim Grenzen setzen lohnt es sich nett zu bleiben. Es fühlt sich für alle besser an, ist nachhaltiger und reduziert Frust.

Warum ist es wichtig Grenzen zu setzen

Hin und wieder wird positives Training mit antiautoritärer Erziehung gleichgesetzt. Das ist so nicht richtig, denn nur weil ich nett bin erleide ich noch lange keinen Autoritätsverlust. Im Zusammenleben mit anderen Individuen ist es wichtig Grenzen zu kennen und einzuhalten. Grenzen sichern unser Überleben, zum Beispiel beim warten an der Straße. Grenzen sichern unsere Wohlfühlzone, spätestens dann wenn wir auf Toilette sitzen und abschließen können. Außerdem sorgen Grenzen für ein harmonischeres Zusammenleben bei dem jeder auf die Bedürfnisse des anderen achtet. 

Grenzen helfen uns in unserer Gesellschaft konfliktarm und harmonisch zusammen zu leben. Grenzen können Stress, Konflikte und Unsicherheiten mindern. Deshalb ist es enorm wichtig, dass alle von uns ihre Grenzen kennen. Grenzen klingt oft nach etwas unangenehmen, was es gar nicht ist. Leider ist dieses Wort, zumindest bei mir, mit negativen Emotionen behaftet. Vermutlich auf Grund der Umsetzung, die man im Alltag immer wieder erlebt.

Jede Grenze, die uns gesetzt wird, verändert unseren Verhaltensrahmen. Sie hemmt unser eigenes Bedürfnis und lenkt uns in ein anderes Verhalten. Allein das kann enorm viel Frust und Unzufriedenheit auslösen.

Warum ist es wichtig Grenzen positiv zu setzen

Je frustrierter wir werden, umso schlechter fühlen wir uns. Es kommt der Tag, da wollen wir nur noch ausbrechen. Kennst du das Gefühl wie es ist, eine Grenze zu überschreiten? Dir Zweifel davor, der Nervenkitzel während dessen und das tolle Gefühl danach? Unser großer Vorteil ist, dass man uns verständlich und nachvollziehbar erklären kann, weshalb bestimmte Grenzen einfach wichtig sind. Dadurch führen sie bei uns zu weniger Frust, denn wir wissen um die Bedeutung dieser Grenze. Bei unseren Hunden ist das anders. So richtig erklären können wir es ihnen nicht, weshalb sie nicht gleich zur Tür rausstürmen sollen. Zumindest werden sie es nicht verstehen.

Setzt du alle deine Grenzen nun durch "Nein, Aus, Pfui", Einschränkungen, Ermahnungen und Strafen, bekommst du einen ziemlich frustrierten Hund. Doch was passiert, wenn die Grenze nicht gesichert ist? Dein Hund zweifelt, ob er sich trauen soll die Grenze zu übergehen, er wagt es und spürt einen unglaublichen Nervenkitzel und der Hype danach ist der wahnsinnige Verstärker, der deinen Hund in Zukunft antreiben wird die Lücken zu finden, um die Grenze wieder zu übergehen.

Du schaffst dir also einen Hund, der Angst vor Grenzüberschreitung hat, es aber immer wieder tun möchte. Er steht jedes Mal aufs neue vor der Mauer und überlegt, wie er da rüber kommen kann.

Und nun stell dir vor, dein Hund hält eine Grenze ein, entspannt und in freudiger Erwartung. Er hat gelernt, dass diese Grenze zwar einschränkt, aber auch andere schöne Dinge ankündigt, wenn sie eingehalten wird. Natürlich würde dein Hund nach wie vor am liebsten über die Mauer springen. Aber du stellst ihm durch positives Training eine andere schöne Alternative in Aussicht. So reduzierst du Frust. Die Wahrscheinlichkeit, dass dein Hund die Grenze überschreitet, wenn du nicht aufpasst wird deutlich geringer. Bei einem gut aufgebauten Training geht sie gegen Null.

Wie setzt man denn dann Grenzen?

Grenzen setzen kannst du auf verschieden Wege. Ich nutze für mich zwei unterschiedliche. Situationen, in denen ich nicht viel trainieren möchte und eine kleine Veränderung der Umstände ausreicht löse ich über Management. Grenzen, die mir besonders wichtig sind und in denen Management nicht zu gewünschten Ergebnis führt werden trainiert.

Grenzen setzen über Management

Es ist völlig legitim und absolut sinnvoll Grenzen durch Management zu setzen. Wir haben bis heute Kindergitter in unserer Wohnung eingebaut. Genutzt werden sie selten, aber wenn es nötig ist bin ich froh sie zu haben. Vor kurzem hat mein Labrador eine halbe Herztablette des Beagles gefuttert. Er war im selben Raum, mein Beagle spuckte die Tablette wieder aus und schwups war sie im Labbi. Ich könnte nun trainieren, dass mein Labbi Ausgespucktes vom Beagle liegen lassen soll. Ich kann ihn aber auch einfach vor das Kindergitter setzen. Dank des Kindergitters habe ich nun mehr Ruhe, die Tabletten landen im richtigen Hund und alle sind zufrieden. Wenn alle Tabletten im Beagle sind werfe ich unserem Labbikind immer ein kleines Stück Wurst hinters Gitter zu. Heute, wenige Wochen später, kann ich das Gitter offen lassen. Er wartet zuverlässig. Warum? Genau an diesem Ort gibt es zum Schluss eine Belohnung.

Was würde ich tun, wenn er nicht eigenständig wartet? Das Gitter wieder schließen. Man muss sich nicht ständig einen abbrechen, damit der Hund funktioniert. Man darf auch mal faules Management betreiben, wenn die Lösung so nahe steht.

Management hat mehrere tolle Eigenschaften und Effekte, die sich positiv auf euer Zusammenleben auswirken können.

  • Es schafft sofort Abhilfe und reduziert so deinen Frust
  • Es vermeidet unnötig lange Diskussionen mit deinem Hund
  • Es verhindert ungewünschtes Verhalten bei deinem Hund, du kannst dich nun auf das gewünschte konzentrieren
  • Es ist so wundervoll einfach, du hast mehr Energie für die vielen anderen Aufgaben des Lebens

Ich setze einige Grenzen über Management. Manche vorüber gehend, bis das Training sitzt. Manche behalte ich langfristig bei. Hier siehst du einige unserer Grenzen, die ich über Management begonnen oder beibehalten habe:

  • Jage keinem Wild hinterher - Schleppleine, bis das Training sitzt
  • Bettel nicht am Tisch - Kindergitter, bis das Training sitzt
  • Klau deinem Hundefreund nicht das Futter - Kindergitter, für immer
  • Laufe nicht vom Grundstück auf die Straße - Tor ist zu, für immer
  • Warte an der Straße - Leine am Hund, für immer trotz gutem Trainingsstand

Grenzen setzen über positives training

Du kannst nun natürlich versuchen alle Grenzen über Management zu sichern. Das wäre jedoch ein Kartenhaus, dass dazu verdammt ist einzubrechen. Die gesunde Mischung ergibt wie immer das perfekte Ziel. Nimm dir eine deiner Regeln vor. Eine die dir besonders wichtig ist. Nun überlegst du dir, was dein Hund in dieser Situation macht und legst für dich fest, was er statt dessen machen soll. Und genau das trainierst du dann, mit Hilfe von Belohnungen. Warum mit Belohnungen? Damit dein Hund lernt, dass es schön ist die Grenzen einzuhalten. So hält er sie gern ein, auch wenn du nicht hinschaust. Starte mit einer einzigen Grenze. Alle anderen sicherst du über Management. Wenn die eine funktioniert kannst du mit der nächsten starten.

Deine Belohnungen suchst du möglichst entsprechend der Motivation deines Hundes aus. Wenn du betteln am Tisch trainieren möchtest kannst du super mit Futter belohnen. Dein Hund möchte essen, also gibt es Essen als Belohnung. Möchte dein Hund mit anderen Hunden spielen, er soll aber bei dir bleiben, kannst du spielen als Belohnung einsetzen. Je näher deine Belohnungen an den Bedürfnissen deines Hundes liegen, desto besser wird er seine Grenzen einhalten.

Das sind gar keine echten Grenzen? Aber natürlich sind es echte Grenzen. Dein Hund hat gelernt, dass ein bestimmter Punkt in seinem Verhalten nicht lohnenswert ist. Er hält seine Grenze ein und du kannst dich freuen, denn du musst nicht stetig "nein aus pfui" rufen.

Blogartikel #24


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