Ich bin ein bekennender Fan von Hunden aus dem Tierschutz. Für mich bieten sie einige Vorteile, jedoch kann man hier auch ganz schön daneben liegen. Zwei meiner Hunde sind aus dem Tierschutz. Pablo als ehemaliger Laborbeagle hat sich ziemlich schnell und gut in sein neues Leben eingefügt, Aktion Tierschutzhund ist geglückt. Chouky hingegen stammt aus einer französischen Tötungsstation und brachte so alles an Problemen mit die ich nicht gebrauchen konnte. Bis heute ist unser Leben schwierig und wird es auch immer bleiben.
Passt ein Hund zu mir?
Bevor du dich fragen solltest aus welchem Tierheim du dir einen Hund holst, solltest du dich wie immer fragen: Passt ein Hund zu mir?
Du solltest dir im klaren darüber sein, was du von einem Hund erwartest und ob es diesen Hund überhaupt geben kann. Vergiss nicht, je mehr Erwartungen du an deinen Hund stellst, desto mehr Zeit und Geld wirst du ins Training investieren müssen.
- Habe ich ausreichend Zeit? Damit meine ich nicht, dass mein Hund überall hin mitkommen kann und muss. Ich meine Qualitätszeit für dich und deinen Hund.
- Habe ich ausreichend Geld? Futter, Tierarzt, Versicherung, OP Versicherung, Training, Leckerli, Spielzeug, etc… Bei einem mittelgroßen Hund solltest du hier mit monatlichen Kosten von ca. 250€ – 300€ rechnen.
- Habe ich ausreichend Lust? Bei Regen, Schnee, Eis, Hitze, Mückenplagen, Zecken und co. jeden tag aufs neue die Natur mit meinem Hund zu genießen?
- Ist meine gesamte Familie mit der Anschaffung eines Hundes einverstanden? Und zwar WIRKLICH einverstanden?
- Wer betreut meinen Hund während meiner Abwesenheit? Urlaub, Krankheit, wichtiger Termin. Gibt es eine gute Hundekita oder Pension in meiner Nähe? Was kostet die?
- Dreck, Geruch und Hundehaufen einsammeln macht mir nichts aus.
Das sind nur einige der wichtigsten fragen, die du dir vorher durch den Kopf gehen lassen solltest. Alle Fragen sind geklärt? Schön 🙂
Nun hast du prinzipiell zwei Möglichkeiten.
Welpe oder Tierschutzhund?
- du kannst dir einen guten Züchter suchen
- du kannst die Sozialisierungsphase selbst gestalten
- du kannst negativ Erlebnisse vermeiden
- du kannst gutes Verhalten von Beginn an formen
Nachteile Welpe
- du brauchst eine gewisse Zeit zur Stubenreinheit
- du musst die Sozialisierungsphase nutzen
- deutlich erhöhter Zeitaufwand in den ersten Wochen
- dein Welpe kann sich trotz allem schwierig entwickeln
- du kannst dir einen seriösen Verein suchen
- du kannst den Hund vorher kennen lernen
- du kannst dir einen erwachsenen Hund holen, weniger Pubertätsprobleme
- du kannst den Charakter des Hundes etwas erkennen
Nachteile Tierschutzhund
- du musst eventuell unerwünschte Verhaltensweisen abtrainieren
- du kannst die Sozialisierungsphase nicht nachholen
- du musst eventuell vorhandene Ängste abbauen
- dein Hund benötigt eventuell keinen Menschen an seiner Seite
Du möchtest lieber einen Welpen vom Züchter? Kein Thema 🙂 Hier ein kleiner Lesetipp von mir, wie du den passenden Züchter findest.
Du überlegst trotzdem wegen eines Tierschutzhundes? Super!!! Prinzipiell musst du nicht die Katze im Sack kaufen. Seriöse Vereine beraten sehr gut und kennen ihre Hunde. Du hast nun mehrere Wege einen Hund zu finden.
Wie finde ich meinen Tierschutzhund?
Ein Hund aus dem Auslandstierschutz
Hunde aus dem Auslandstierschutz liegen voll im Trend. Chouky stammt ebenfalls nicht aus Deutschland. Und er ist mein schwierigster Hund… Bei Hunden aus dem Ausland sollte man ihre Vorgeschichte nie vergessen (wenn man sie denn kennt). Viele Hunde versorgten sich über einen langen Zeitraum selbst. Sie waren nie auf einen Menschen angewiesen. Im Rahmen einer Einfangaktion werden sie dann in Zwinger gesperrt und letzten Endes z.B. zu uns nach Deutschland vermittelt. Ihre einstige Freiheit ist verloren. Sie müssen an der Leine laufen, dürfen ihren Alltag nicht mehr selbst bestimmen und auch sonst wird ihnen alles vorgekaut. Viele dieser Hunde kommen mit dieser starken Veränderung nicht gut zurecht.
Nichts desto trotz ist es möglich und kann auch sehr schön sein einen dieser Hunde aufzunehmen. Wichtig hierbei: Passe deine Erwartungen an! Sei nicht sauer, traurig oder gar frustriert wenn dein neuer Hund nicht deiner Vorstellung entspricht. Vergiss nicht, sein neues Leben entspricht womöglich auch nicht seiner Vorstellung. Er hat es sich nicht ausgesucht.
Diese Hunde müssen nicht zwangsweise schlechte Erfahrungen gemacht haben und zeigen trotzdem häufig Ängste bei alltäglichen Geräuschen und Dingen. Weil sie diese nie kennen gelernt haben. Der Aufwand bei einem Hund aus dem Auslandstierschutz entspricht mindestens dem eines Welpen.
Wird hier auch noch schlecht vermittelt kann dich eine Art Supergau erwischen. Bestes Beispiel aus dem Leben: Mein Chouky.
Er war mit 60cm Schulterhöhe angegeben (in echt 75cm), etwas ängstlich aber nicht aggressiv (super Geräusch- und lichtempfindlich, reagierte früher mit heftiger Aggression gegen alles befremdliche ängstigende), im großen und ganzen gesund (er hatte noch alte Fäden in einer Wunde die inzwischen eingewachsen waren, einen völlig verfaulten Zahn, die restlichen Zähne komplett angesetzt, inzwischen noch ein kaputtes Knie und 7 Bandscheibenvorfälle) usw.
Das war definitiv nicht gut vermittelt. Das wünsche ich niemandem. Ich war damals bereit mein Leben komplett für ihn umzustellen. Aber das kann man nicht voraus setzen. Daher suche dir deinen Verein gut aus und lass dich nicht von den vielen Schicksalen blenden. Viele Hunde brauchen Hilfe, trotzdem solltest du deinen Verstand bei der Auswahl nutzen.
Vergiss nicht, du kaufst oft die Katze im Sack. Also wäge gut ab.
Tierheimhunde
Für mich bietet das Tierheim einen bedeutenden Vorteil: Du kannst den Hund vorher ausgiebig kennen lernen. In der Regel ist es kein Problem mehrmals mit dem Hund spazieren zu gehen und ihn sogar für 1 – 2 Stunden mitzunehmen. So weißt du ziemlich genau worauf du dich einlässt. Die Tierheimmitarbeiter kennen die Stärken und Schwächen ihrer Hunde. Du kannst dir also vorher überlegen, ob Leinenaggression, Jagdverhalten, Ressourcenverteidigung oder ähnliches für dich ein Problem sind oder nicht.
Von mir gibt es ein ganz klares JA zu Tierheimhunden.
Auch über die Vorgeschichte kannst du oft etwas erfahren.
Pflegestellen
Hunde aus Pflegestellen sind meistens auch eine gute Entscheidung. Eine Pflegestelle ist in der Regel eine Familie auf Zeit. Die Familie sorgt für den Hund bis sich ein neues zu Hause gefunden hat. Auch hier können oft sehr genaue Angaben zu den Hunden gemacht werden. Besuche sind oft auch möglich, jedoch nicht in der Anzahl wie im Tierheim. Das hat den Grund, dass die Pflegestelle irgendwo in Deutschland ist und kaum einer bereit ist mehrmals hunderte Kilometer zum Gassi zu fahren.
Auf den Pflegestellen findet man Hunde aus dem Auslandstierschutz, aus Tierheimen, aus Privatabgaben etc.
Von mir gibt es auch zu Hunden aus Pflegestellen ein klares JA!
Und was soll ich jetzt tun?
Du solltest gut abwägen. Ich kann erwachsene Hunde nur empfehlen, jedoch rate ich von der Auswahl eines Hundes nur über ein Bild oder kurzes Video ab. Besser bist du mit dem Besuch eines Tierheims oder einer Pflegestelle. Am besten nimmst du dir etwas mehr Zeit. Du hast es bis heute ohne Hund ausgehalten, du schaffst es auch noch etwas länger 🙂
Schau dir deine örtlichen Tierheime an. Schau nach Vereinen die mit Pflegestellen zusammen arbeiten. Such dir vorher einen kompetenten Trainer, der ohne Schmerz, Zwang und Angst arbeitet. Diese Trainer findest du unter anderem hier. Übrigens bieten viele dieser Trainer auch eine Beratung vor dem Hundekauf an. Nutze sie!
Wenn du dir etwas Zeit nimmst, dir über deine Erwartungen im klaren wirst und ein paar Hunde kennen gelernt hast wirst du sicher den richtigen für dich finden. 🙂
Es bleibt eine Frage offen? Schreib sie mir in die Kommentare und ich kann sie beantworten 🙂