3 FEHLER, DIE DU MIT DEINEM UNRUHIGEN HUND VERMEIDEN SOLLTEST

Bevor ich dir die 3 häufigsten Fehler und ihre Lösung verrate, die du mit deinem unruhigen Hund unbedingt vermeiden solltest, möchte ich dir sagen, was ich unter unruhigen Hunden verstehe. Unruhige Hunde können sich aus verschiedenen Gründen so verhalten. Unruhige Hunde haben oft Schwierigkeiten sich an die Gegebenheiten anzupassen und scheinen mit Reizen überfordert zu sein, die für eine Vielzahl anderer Hunde keine Probleme darstellen. Sie finden schlecht zur Ruhe, neigen zu scheinbar übertriebenen Reaktionen und haben auch mit dem besten Training Schwierigkeiten sich anzupassen.

Was tun, wenn der Hund unruhig ist?

Die Unruhe kann sich auch in Verhaltensauffälligkeiten wie z.B.  rastloses Umherlaufen, bellen, sich selbst belecken, rammeln oder zerstören äußern. Gründe für die Unruhe können in der Gesundheit des Hundes liegen, in seinen Lernerfahrungen, seinem individuellen Charakter oder in seiner Entwicklungsphase. Ängste, Reizüberflutung, Konflikte und Frust führen oft zu Unruhe bei Hunden.

Hat dein Hund Schwierigkeiten an lockerer Leine zu laufen, Aufmerksam zu sein, zeigt er häufiger ängstliches oder aggressives Verhalten, schläft er schlecht oder frisst er alles in sich hinein was er finden kann (frisst er vielleicht gar nichts). Dies sind nur einige Anzeichen für Unruhe bei deinem Hund.

In diesen Situationen werden häufig mehrere fatale Ratschläge gegeben, die deinen Hund scheinbar zu mehr Ruhe helfen sollen. Oft ist der Effekt genau das Gegenteil und die Situation wird immer schlimmer.

Fehler #1: Du musst den Hund richtig auspowern

Im ersten Moment klingt das ziemlich logisch. Wenn dein Hund scheinbar rastlos ist und nicht so richtig schlafen mag ist er vermutlich nicht ausgelastet. Also ab ans Fahrrad und los gehts. So lange bis die Zunge den Boden küsst. Ball spielen bis der Hund kaum noch kriechen kann oder eine Stunde toben mit dem besten Hundekumpel.

Fakt ist, dass sowohl zu viele Reize als auch zu wenig Reize uns stressen. Uns genauso wie unsere Hunde. Wo genau das Level an ausreichenden Reizen liegt, damit wir uns wohlfühlen ist absolut individuell. Als Richtwert kann man sich an dem allgemeinen Schlafbedürfnis von Hunden richten. Hier sprechen wir bei erwachsenen Hunden von 17 - 20 Stunden täglich. Daraus ergibt sich eine Aktivitätszeit pro Tag von 4 - 7 Stunden. hierzu zählen nun aber nicht nur die Spaziergänge. Auch das umher laufen im Garten und in der Wohnung, das gucken aus dem Fenster und das warten auf das Futter sind Aktivität. Alles wobei der Hund nicht schläft ist Aktivität.

Manche Hunde müssen Entspannung lernen

Ein weiterer Fakt ist, dass wir Hunden nicht beibringen müssen aktiv zu sein. Ruhe ist das, was die meisten Hunde lernen müssen. Deshalb sollte der Fokus nicht auf noch mehr Aktivität liegen, sondern auf mehr Ruhe. Um dem polyphasen Schlafbedürfnis deines Hundes gerecht zu werden wäre es perfekt, wenn er alle paar Stunden eine Beschäftigung bekäme. Das muss nicht immer wahnsinnig viel sein. Ein Futterspielzeug, Tricktraining im Wohnzimmer, Massage oder eine Runde um den Block.

Zwei mal am Tag eine Strecke von 45 - 60 Minuten reicht den meisten Hunden durchaus aus. Manche bewegen sich etwas mehr, andere möchten nur einmal am Tag raus.

Noch mehr Bewegung und Reize aus der Umwelt stressen deinen Hund immer weiter. Sein Körper wird voller und voller mit Stresshormonen, so fällt es ihm logischerweise immer schwerer zur Ruhe zu finden. Genau das Gegenteil ist der Fall. Am besten schaffst du dir einen gut strukturierten Tagesablauf. Routinen helfen nicht nur uns sondern auch unseren Hunden.

Meine Empfehlung an dich

1 - 2 Mal täglich eine Gassirunde von 45 - 60 Minuten, dazwischen nur kurz raus Pipi und Beschäftigung zu Hause (Futterspiele, Tricktraining, Entspannungstraining)

Qualität statt Quantität, lege immer großen Wert auf ruhiges Verhalten.

Fehler #2: Bring deinem Hund bei zu bleiben / Nutze eine Box

Das Märchen vom scheinbar ruhigen Hund, angetackert an seine Decke oder in eine geschlossene Box gesperrt.  Ja, so hast du eventuell mal deine Ruhe, doch das ruhige Verhalten deines Hundes wirst du so nicht stärken können. Im Gegenteil, du erzeugst auf diese Weise eine ganze Menge Frust, Ungeduld und folglich noch mehr Stress und Unruhe.

Unser Ziel sollte es sein uns und unserem Hund maximale Lebensqualität zu bieten. Deine Lebensqualität steigt, je ruhiger dein Hund ist und je besser er sich in dein Leben integrieren kann. Seine Lebensqualität steigt, je entspannter er ist, je mehr seine Bedürfnisse geachtet werden und je respektvoller er behandelt wird. Immer wenn du ein Verhalten deines Hundes verändern möchtest solltest du dich Fragen, welche Ursache dahinter steht. An dieser Ursache musst du etwas verändern, damit auch dein Hund langfristig glücklich mit dem neuen Verhalten wird.

Einen Hund ins Kommando "Bleib" zu geben und ihm zu verbieten sich zu bewegen, behandelt kaum die Ursache hinter der eigentlichen Unruhe. Hebst du die Bleib-Übung auf wird dein Hund genauso herumwuseln wie vorher. Spätestens wenn diese Situation wieder auftritt hast du das gleiche Problem.

Zielgerichteter und an der Ursache trainierend wäre hier eine gut aufgebaute Entspannungszone und entsprechende trainierte Entspannungssignale. Sie können deinem Hund in schwierigen Zeiten helfen sich zu beruhigen. So kann er lernen sich selbst zu beruhigen und wird dies im Laufe seines Lebens immer öfter machen. Ganz ohne das Kommando "Bleib" oder hinter Gittern.

Denke immer daran: Auch dein Hund ist nicht glücklich mit dem Stress. Hilf ihm einen fairen Ausweg zu finden.

Meine Empfehlung an dich

Trainiere eine Entspannungszone und konditionierte Entspannungssignale. Vermeide vorerst Situationen, die deinen Hund zu sehr überfordern.

Fehler #3: Dein Hund muss da durch

Nichts, nichts, wirklich NICHTS ist einfach nur dümmer als dieser Tipp! Warum ich das so sage? Da schreit meine eigene Geschichte aus mir heraus. Mein Chouky, seinerzeit hochsensibel und sehr empfänglich für allerlei Reize, musste zu Beginn durch so Einiges. Durch Menschengruppen, durch Haustüren, durch Tierarztpraxen, durch übergriffige Hundebesitzer, durch übergriffige Hunde, durch viel zu viele Geräusche, Lichtreflexe, Gerüche und alles andere was in der Welt so auf uns wartet.

Ergebnis: Nach knappen 3 Monaten war er so massiv überfordert, dass er alles einfach von sich wegschrie. Ähnlich einem Burnout beim Menschen, vermutlich sogar ziemlich ähnlich. Alles war einfach nur noch zu viel für ihn. Jeder kleinste Reiz führte zu einer Überforderung seinerseits. Diese 3 Monate "Der muss da durch" haben weitere 5 Jahre Verhaltenstraining und schwierige Zeiten produziert. Heute bin ich mir sicher, hätte ich ihn zu Beginn nicht so überfordert, wäre es nie so schlimm geworden.

Hochsensibler Hund: Das kannst du tun, um das LEben angenehmer zu gestalten

Ca. 15 - 20 % einer Art gelten als Hochsensibel. Sie nehmen Reize stärker wahr als alle anderen Individuen ihrer Art. Gerüche, Geräusche, Lichter, Berührungen, Gedanken, ... Diese Empfindlichkeit gegenüber Reizen kann schnell zur Überforderung führen, da ihr Gehirn Schwierigkeiten bekommt sie zu verarbeiten. Das was diesen Individuen hilft ist eins: Ruhe!

Denke immer daran: Dein Hund muss nirgends durch und überhaupt muss er rein gar nichts. Es wäre schön, wenn er bestimmte Dinge könnte. Halt, einige Dinge muss er schon. Er muss sich sicher fühlen, er muss die Kontrolle behalten können und er muss von dir geliebt werden und geachtet als die Persönlichkeit, die er ist. Mehr nicht! Du ebenso wenig!

Übrigens ist es gut möglich, dass durch Selektion der prozentuale Anteil hochsensibler Hunde deutlich höher liegt als die genannten 15 - 20%.

Was du statt dessen tun kannst, damit dein Hund langfristig entspannt durchs Leben gehen kann und nicht jedem Reiz hinterher rennt? Führe ihn langsam an die verschiedenen Situationen heran, trainiere Stück für Stück, setze dir Zwischenziele. Vor allem überlege dir, was jetzt wirklich wichtig ist.

Meine Empfehlung an dich

Überlege dir was für dich und deinen Hund wirklich wichtig ist. An erster Stelle stehen Sicherheit und Kontrolle. Schaffe Sicherheit für deinen Hund und lehre ihm Strategien, die Kontrolle zu behalten ohne sich selbst oder die Umwelt zu gefährden.

Heute weiß ich deutlich mehr, als noch vor 6 Jahren. Mit meinen jetzigen Hunden habe ich diese Fehler nicht wiederholt. Tatsächlich ist wieder ein Hund, ähnlich wie Chouky, bei mir eingezogen. Heute bin ich schlauer, behutsamer und schütze ihn mehr. Das Ergebnis ist ein Hund, der sich ganz wundervoll entwickelt, mutiger wird, gelassener reagieren kann und besser zur Ruhe findet.

Genau das wünsche ich mir auch für dich und deinen Hund. Einfach ein harmonisches Zusammenleben.

Deine Tina

Blogartikel #32


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