DIESE 3 ÜBUNGEN MACHEN DEINEN HUND SELBSTBEWUSSTER

In letzter Zeit häuft sich ein Erlebnis. Kunden erzählen mir, dass ihr Hund zu selbstbewusst sei. Diese Aussage bekamen sie oft von anderen Hundemenschen oder Trainern. Das schwierige Verhalten der Hunde wurde auf ein zu hohes Selbstbewusstsein geschoben. Ich wusste gar nicht, dass Selbstbewusstsein eine schlechte Eigenschaft ist...

Warum es gut ist einen selbstbewussten Hund zu haben

Ich liebe selbstbewusste Hunde. Selbstbewusst und kreativ. Denn so können sie eigenständig schlaue Entscheidungen treffen. Wer selbstbewusst ist, hat weniger Angst. Er ist sich seiner Stärken und Fähigkeiten bewusst und nutzt diese, um lässig und gefahrlos durch den Alltag zu kommen. Er kommt nicht so schnell aus der Ruhe und findet schnell wieder seine Balance. Klingt doch klasse, oder? Wäre es nicht Wahnsinn, wenn alle Hunde diese Eigenschaften besitzen würden?

Die Hunde, die mir mit bescheinigten "zu hohem Selbstbewusstsein" begegnen, sind in der Regel vor allem eins: unsicher und ängstlich. Sie haben gelernt, dass sich flüchten nicht lohnt bzw. auf Grund der leine einfach nicht funktioniert. Also zeigen sie Aggressionsverhalten, um sich den nötigen Raum zum Auslöser zu schaffen. Das hat wenig mit übersteigertem Selbstbewusstsein zu tun, sondern einfach mit erlebtem Verhalten in Konfliktsituationen.

Oftmals wurden die anderen Strategien des Hundes in diesen Situationen, die noch in Ordnung wären, gehemmt. Weglaufen wird oft verboten, nicht einmal die Straßenseite wechseln wird dem Hund gestattet. Er muss da durch, bis er irgendwann brüllt weil er es nicht mehr aushält.


Selbstbewusstsein? Fehlanzeige!

Selbstbewusst und Kreativ

Hunde, die gelernt haben ihre Situation eigenständig positiv beeinflussen zu können, werden dies immer wieder tun. Aggressionsverhalten und Angst fühlen sich nicht gut an. Aber wie genial ist das Gefühl, wenn du versuchst alle Spinnweben im Wald zu umgehen und es geschafft hast? Wie wird sich wohl dein Hund fühlen, wenn er eine Situation oder Aufgabe durch seine eigene Leistung und Denkkraft positiv verändern konnte? Auch er wird wahnsinnig stolz auf sich sein.

So schaffst du dir einen selbstbewussten Hund. Ein Hund der weiß, dass er nicht hilflos ist. Dein Hund der weiß, wie er schwierige Situationen locker meistern kann ohne sich oder anderen zu schaden. Ein Hund der bis über beide Ohren lacht.

Je öfter dein Hund sich ausprobieren darf und entsprechende Erfahrungen sammeln kann, desto kreativer wird er. Je kreativer er ist, desto besser wird er Probleme in der Zukunft lösen können.

Kreativ ist gut. Selbstbewusst ist klasse!

Wir waren am vergangenen Wochenende an der Ostsee. Viserio unser Jungspund hat enorme Schwierigkeiten in Hundebegegnungen. Er ist sofort wahnsinnig aufgeregt und muss eigentlich sofort mit voller Geschwindigkeit hinstürmen. Ist die Leine dran fängt er an fürchterlich zu kreischen vor lauter Frust. Hat er ein übersteigertes Selbstbewusstsein? In keinem Fall. Er ist tatsächlich ein sehr unsicherer Typ, der gern alles richtig machen möchte, aber in manchen Situationen einfach noch nicht weiß wie.

Unterdrücken wir sein "Selbstbewusstsein"? Nein, wir stärken es. Folgendes haben wir nun an der Ostsee gemacht. Viserio hat übrigens an insgesamt 3 Tagen kein einziges Mal gekreischt und ganz wunderbar gespielt. Er war auch so ziemlich der einzige Hund am Strand der gern freiwillig mit uns mitkam und der erste, der aus Konfliktsituationen ausgestiegen ist und zu uns gelaufen kam.

  • Wir haben ihn an einer langen Leine gelassen, damit wir mehr Freiraum hatte. So war er nicht so schnell frustriert und konnte mehr Verhalten zeigen
  • Wir hatten tolle Leckerchen dabei, die wir animiert haben (werfen, kegeln, fangen,...)
  • Wir haben jedes tolle Verhalten belohnt, welches er eigenständig gezeigt hatte
  • Wir haben versucht den Abstand zu halten, in dem die Leine noch locker war
  • Wir haben ihn spielen und begrüßen lassen
  • Wir haben uns während der Strandzeit auf ihn konzentriert, statt schlendern zu wollen. So haben wir nichts verpasst. Verlassen haben wir den Strand nach maximal 20 Minuten, um ihn nicht zu überfordern.

Allein mit Hilfe dieser Mittel haben wir es bereits geschafft, dass er deutlich entspannter wurde. Und Wahnsinn, wie er gelacht hat. Er kam immer freudestrahlend auf uns zu, als würde er fragen "habe ich das nicht toll gemacht?". Einfach bezaubernd! Der Effekt hält sich auch zu Hause. Auch hier sind die Begegnungen deutlich besser und er hat schneller Lösungsideen, statt zu kreischen. Ohne, dass wir ihm etwas vorgeben. Er schafft selbst neue Lösungswege, die sich auch für ihn richtig und gut anfühlen. Das macht selbstbewusst.

Selbstbewusstsein ist was Tolles!

Viserio hat bereits etwas gelernt, wie er seine Situation positiv beeinflussen kann. Wie er seinen Frust reduziert und mehr Freude in sein Leben bringt. Wie schlau ist das denn!

Lass deinem hund die Wahl

Wir reden hier von Lebewesen, die definitiv auch ohne uns überleben könnten. Sie sind erwachsen, haben Bedürfnisse und vor allem haben sie alle ein Gehirn. Lassen wir sie das doch mal benutzen. Wenn dein Hund sein Hirn nicht nutzen darf, wird er tatsächlich etwas dumm. Je mehr Erfahrungen er machen kann, desto schlauer wird er. Das ist genauso, wie bei uns.

In Situationen, in denen es Möglich ist, kannst du deinem Hund die Wahl lassen. Warte ab, welche Entscheidung er fällt. Ist es eine gute, belohne sie sofort. Ist es eine weniger Gute strafe ihn nicht. Sonst würdest du seine Kreativität sofort wieder beschränken. Versuche die Situation so zu gestalten, dass unerwünschtes Verhalten möglichst nicht auftreten kann.

Wir haben am Strand ausreichend wend Abstand zu den anderen Hunden gehalten. Außerdem ist Viserio immer allein zu den anderen Hunden gelaufen, die anderen haben wir bei uns gehalten. Zusätzlich haben wir auf unsere Bewegungen geachtet. An langer Leine sind wir Schlangenlinien gelaufen, so konnten wir gutes Verhalten (wie z.B. abwenden) wahrscheinlicher werden lassen.

Wir haben gewartet, wie er sich entscheidet. kam etwas Gutes (und es kommt IMMER etwas Gutes bevor der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt), haben wir es sofort belohnt.

Du kannst deinem Hund auch die Wahl lassen, welche Kauartikel er am liebsten möchte. Biete ihm verschiedene Dinge in einer Kiste an und lass ihn in Ruhe aussuchen.

Gib ihm die Wahl in welche Richtung ihr spazieren geht. Gib ihm ein Stück Selbstbestimmtheit zurück. Wir kontrollieren schon genug im Leben unserer Hunde.

Stelle deinem Hund Denkaufgaben

Intelligenzspiele kennt inzwischen fast jeder. Das ist auch gut so. Mit Intelligenzspielen kannst du deinen Hund kreativer werden lassen. Das geht auch ohne große Investitionen. Nimm einen leeren Eierkarton, Toilettenpapierrollen, Schuhkartons, Plastikflaschen oder andere Verpackungen. Du kannst auch einfach altes Packpapier und Malerkreppband nehmen. Verpacke darin Futterbröckchen und lass deinen Hund das Futter wieder befreien. Jeden Tag eine andere Aufgabe mit einem anderen Objekt. Das sind kleine Spiele mit wahnsinnig großer Wirkung. Dein Hund muss eigenständig Lösungsstrategien entwickeln. Und das jeden Tag aufs neue. Ob du es glaubst oder nicht, es wird sich auf euren Alltag positiv auswirken.

Bei uns gibt es solch eine Beschäftigung fast jeden Tag mittags.

Außerdem ist Tricktraining eine coole Sache. Hier förderst du die Kreativität, Beweglichkeit und Koordination deines Hundes. Angefangen bei einfachen Dingen wie Pfötchen, Rolle oder dem Handtouch sind deinen Ideen keine Grenzen gesetzt. Alles, was deinem Hund physisch nicht schadet, kannst du mit ihm üben.

Sei sein sicherer Hafen

Dein Hund sollte immer wissen, wo der Ausgang ist. Der ist bei dir. Ist eine Situation unangenehm sollte er wissen, dass er bei dir immer Hilfe bekommt. Mit dieser Sicherheit im Rücken wird dein Hund gern neues Verhalten ausprobieren. Denn er weiß, Schlechtes hälst du fern. Zum sicheren Hafen wirst du, wenn du nett zu deinem Hund bist. Von dir sollte möglichst nichts kommen, was deinen Hund ängstigt, erschrickt oder gar Schmerzen bereitet.

Das ist nicht nur gut fürs Selbstbewusstsein, sondern auch für die Bindung. So wirst du zum besten Freund deines Hundes, auf den er immer zählen kann. Lass deinen Hund sich frei entwickeln und unterstütze ihn da, wo es notwendig ist. Unterstützen, nicht hemmen.

Deine Tina

P.S.: Dieser Artikel entstand, weil meine Hunde tatsächlich die einzigen mit Geschirr waren. Ich musste viele Hunde an Stachelhalsbändern sehen. Auch Leckerlitaschen waren sehr, sehr rar. Viele der Konflikte an den Stränden wären vermeidbar gewesen, wenn die Menschen etwas umsichtiger mit ihren Hunden umgegangen wären. Lasst uns ein nettes Vorbild sein und die Hundewelt so ein kleines Stück besser werden.

Blogartikel #29



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