TIERSCHUTZ IN SPANIEN – GALGOS, EMOTIONEN UND MEIN NEUES HUNDEKIND

Ich sitze gerade im Flieger nach Hause und bin nach wie vor völlig überwältigt von den Eindrücken der vergangenen Tage. Emotionale Momente, schöne und traurige, ein Wechselbad der Gefühle und nichts war planbar. Doch die Blicke in wundervolle Galgoaugen haben alles vergessen gemacht und an das erinnert was zählt.

Ich war 4 Tage zu Besuch bei Tierschutz Spanien e.V. und Galgos del Sur in Córdoba und durfte hautnah miterleben was Tierschutz in Spanien bedeutet.

Warum bin ich überhaupt nach Spanien gereist?

Vor genau 4 Monaten hat ein Teil meines Herzens die Welten gewechselt. Chouky, mein Krieger, ist verstorben und hat eine Lücke hinterlassen. Nicht nur bei mir, auch meine anderen beiden Hunde vermissen ihn sehr. Pablo, mein Beagle, ist ohne seinen Beschützer unsicherer geworden und extrem kuschelbedürftig. Früher konnte er sich den ganze Tag mit in Choukys Bettchen legen, das fehlt ihm sehr. Wom, unserer Labrador, versucht Choukys Aufgaben zu übernehmen, es fällt ihm jedoch sehr schwer und er fühlt sich unwohl dabei. Unser kleiner unbeschwerter Kasper hat einen Teil seiner Unbeschwertheit verloren.

Im Februar habe ich auf Facebook auf der Seite von Tierschutz Spanien e.V. einen Hund gesehen. Einen weißen Galgo, welchen sie schwer verletzt am Straßenrand gefunden haben. Als ich sein Bild sah hatte ich das gleiche Gefühl wie damals bei Chouky. Ich sehe jeden Tag eine Vielzahl an Hunden. Der weiße Galgo jedoch ging direkt in mein Herz und ich hatte das Gefühl, er könnte Choukys Lücke gut füllen. Der Austausch mit Gugu vom Verein begann, doch Picu ist nach wie vor in Spanien. 3 Monate sind bereits vergangen und er ist nach wie vor nicht transportfähig. Seine Verletzungen waren sehr schwer und er muss sich weiter erholen.

Also beschloss ich, ihm einen Krankenbesuch abzustatten und sein Pflegefrauchen kennenzulernen. Ich dachte, so kennt er mich zumindest schon etwas, wenn er zu uns reist. Außerdem könnte ich so etwas zurück geben und im Tierheim bei den täglichen Arbeiten unterstützen, dachte ich.

Sieht so guter Tierschutz aus?

Definitiv JA! Ich bin absolut begeistert mit welcher Liebe, Hingabe, Ruhe und Wissen dort gearbeitet wird. Niemand hat mich bestochen diese Zeilen zu schreiben, ehrlich. Ich habe jedoch schon einige Tierschutzvereine kennengelernt. Keiner war vergleichbar mit diesem. Die Organisation und Führung des Tierheims sind Wahnsinn. Es herrscht eine Ruhe, der Stress wird so gering wie möglich gehalten und das bei 89 Hunden auf kleinem Raum. Es werden keine unnötigen Konflikte zwischen den Hunden geschürt und die Tierpfleger sind so lieb und tiefenentspannt, trotz der Unmenge an Arbeit. Davon muss ich mir definitiv etwas abgucken!

Die Hunde werden top medizinisch versorgt, ohne Kosten und Mühe zu scheuen. Ich selbst durfte tägliche Arbeiten wie die Reinigung der Zimmer, der Freilaufgehege, das Rein- und Rauslassen der Hunde und Katzentests unterstützen. Meine liebste Aufgabe war: Hunde baden, die am darauf folgenden Tag nach Deutschland reisten. Ich glaube ich habe Hornhaut an den Händen vom vielen Hunde krabbeln.

Gibt es Kritikpunkte?

Ganz ehrlich? Keine Ahnung, mir fällt absolut nichts ein. Alle waren so herzlich, nicht nur die Menschen auch die Hunde. Es wurde sich gekümmert, wo es nötig war, auch wenn es eigentlich nicht passte und ungeplant war.

Am Tag des Transportes hatten wir ein emotionales auf und ab. Auf vor Freude, ab vor Trauer, die Schützlinge ziehen zu lassen. Adoptanten sagten zu, andere sagten ab. Fast im Sekundentakt klingelte Gugus Telefon, gute und schlechte Nachrichten wechselten sich ab. Auch für mich. Thomas und ich sagten zu, einen Hund für wenige Wochen in Pflege zu nehmen, er hatte bereits eine Endstelle. Im Laufe des Tages sagte die Endstelle ganz betrübt ab, da es plötzlich Probleme mit dem Hauseigentümer gibt. Also hätte der Hund in Spanien im Refugio bleiben müssen. Verzweiflung in Gugus Augen. Da ich den besten Mann der Welt an meiner Seite habe entschieden wir, dass er trotzdem kommen kann. Glanz in Gugus Augen. Auf und Ab, den ganzen Tag.

Um den Tag in Ruhe ausklingen zu lassen gingen wir eine Runde mit Gugus Hunden spazieren. Und dann...nach nichtmal 5 Minuten trafen wir eine streunende, ganz junge, wunderschöne Galga. Sie suchte Anschluss und stand am Ende auf der Straße. Und da war sie wieder, die Verzweiflung in Gugus Augen. Das Refugio ist überfüllt und der Junghund steht mitten auf der Straße. Natürlich lockten wir sie an und nahmen sie mit zu Gugu nach Hause. Im Auto auf meinem Schoß fielen ihre Augen zu und sie schnaufte zufrieden. Als hätte sie uns gesucht. Getauft haben wir sie Chippi, Chippi das Partygirl. Ganz Junghund typisch frech und aufgeschlossen wie keine andere.

In der Nacht fanden wir noch 2 weitere Galgos, die am Zaun des Grundstücks klopften. Es scheint sich unter den Hunden rumgesprochen zu haben, wo es sicher ist. Oder der Geruch des Pansens lockt sie an. Ich habe gelernt, mit Pansen fängt man Galgos. Und es ist wahr.

Tina, der heulende Schlosshund

Am Nachmittag bevor wir Chippi fanden, bekam ich einen Überraschungsbesuch. Picu kam vorbei, um mit mir den Nachmittag zu verbringen. Und ja, es war genau das, was ich fühlte, als ich sein Bild sah. Dieser Hund passt zu uns wie die Faust aufs Auge. Er ist Chouky so wahnsinnig ähnlich, dass ich aus dem Heulen kaum raus gekommen bin, auch jetzt während ich schreibe. Tränen der Trauer um Chouky, Tränen der Freude, dass er uns diesen weißen Engel geschickt hat. Ich bin mir sicher, Picu wird unsere Familie wieder vervollständigen. Tausend Dank mein Choukyengelchen, dass du noch immer so für uns sorgst. Was wäre ich nur ohne dich.

Picu ist so wahnsinnig höflich, absolut verschmust, genauso ein Polizist mit kleinen Prinzen Allyren. Ich liebe ihn jetzt schon wahnsinnig und werde nun die Tage bis zu seiner Ankunft zählen. Noch 54 Tage, dann ist er zu Hause.

In der Zeit dazwischen helfen wir dem schönen Viserio bei seinem Start in sein neues Leben. Ebenso höflich, aufgeschlossen und wunderschön. Er wird am 31.05.18 bei uns einziehen und sucht noch sein zu Hause.

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Mein Fazit der vergangenen Tage

Ich bin unglaublich beeindruckt, mit welcher Hingabe hier gearbeitet wird. Jedoch wird kein Hunde vermittelt um jeden Preis. Alle Menschen, die ich kennen lernen durfte, arbeiten mit Passion, Wissen und Sorgfalt. Und das jeden Tag auf die gleiche Weise, trotz den stetigen auf und ab der Gefühle. Trotz der manchmal auftauchenden Hilflosigkeit, gegen Windmühlen zu kämpfen. Und das bereits seit mehr als 10 Jahren. Genau das merkt man auch den Hunden an. Sie sind ebenso nett, ausgeglichen und gut gelaunt. Ich weiß nicht, ob ich über einen längeren Zeitraum die Energie hätte durchzuhalten und gut gelaunt zu bleiben. Vermutlich würde ich ziemlich schnell verzweifeln. Umso wichtiger ist es, dass es diese Menschen gibt. Menschen die vor Ort helfen UND aufklären. Damit es langfristig kein Fass ohne Boden bleibt.

Der Tierschutzverein Spanien e.V. und Galgos del Sur werden mich noch lange begleiten und in meinen Erinnerungen bleiben. Beides sind Vereine, die jede Unterstützung benötigen und verdient haben.

Tage wie diese sind es, die aus mir den Menschen machen, der ich bin. Tage die mir Dankbarkeit, Zufriedenheit und Nächstenliebe lehren. Tage, die mir vor Augen führen, was im Leben wirklich zählt.

Liebe Gugu, Patri, Bea und Estrelli, tausend Dank für die schöne Zeit bei euch. Eli du bleibst für immer an unserer Seite. Ich danke dir bis zum Mond und zurück, dass du Picu so liebevoll pflegst und wieder auf die Beine bringst.


Einfach nur Danke. Die Welt wäre ein grosses Stück ärmer ohne euch!

Blogartikel #23


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