FAKTEN, DIE DEIN RÜCKRUFTRAINING BREMSEN

Wer kennt es nicht. Ein Mensch steht allein im Wald und ruft...und ruft...und ruft...und geht allein weiter. Der verschwundene Hund lässt sich irgendwann wieder blicken, wenn er fertig mit dem ist was gerade so wichtig war. Der Rückruf wurde jedenfalls wahrgenommen und für später vermerkt. Doch woran liegt es eigentlich, dass es scheinbar so schwierig ist einen wirklich zuverlässigen Rückruf aufzubauen?

Unklare Signale schaffen unklare Kommunikation

Eine gute Wahl des Signals ist essentiell für den Trainingserfolg. Im besten Fall hat ein Signal ausschließlich eine Bedeutung und wird im Sprachgebrauch möglichst nicht oder äußerst selten verwendet. Ist dies bei deinem Rückrufsignal der Fall? Es ist somit klar, dass folgende Worte als Rückrufsignal ausfallen:

  • Name deines Hundes
  • Hier
  • Komm
  • Jedes andere Wort, welches du häufig nutzt, ohne von deinem Hund einen Rückruf zu wollen

Statt dessen solltest du dir ein Signal überlegen, welches du noch nicht nutzt und auch so gut wie nie in einem anderen Kontext sagst. Fantasieworte oder Worte in einer anderen Sprache wären möglich, oder ein neuer Spitzname für deinen Hund. Wir haben die Worte „Achtung“, „Rakete“ und „Sherlock“.
Meine Kunden nutzen gern folgende Signale. Zweisilbige Signale funktionieren oft besser als einsilbige.

  • Avanti
  • Aufpassen
  • Attention
  • Schau Mal

Dein Körper ruft "Geh Weg"

Unsere Körpersprache spielt in jeder Situation eine Rolle für unsere Hunde. Beim Rückruf kann sie deinen Hund verlangsamen und im schlimmsten Fall sogar stoppen. Auch wenn wir es oft freundlich meinen, ist es ratsam sich unsere Körpersprache aus hundlicher Sicht anzuschauen. Frontal zum Hund stehend, hinunter gebeugt mit ausgebreiteten Armen, heißt bei uns „Willkommen“. Für einen Hund sieht diese Körperhaltung jedoch ziemlich bedrohlich aus. Dadurch, dass dein Mund in diesem Moment „komm her“ ruft und dein Körper „bleib weg“ signalisiert, wird dein Hund in einen Konflikt geraten. Er wird langsamer zu dir kommen, eventuell weit vor die abbremsen und in schwierigen Situationen vielleicht gar nicht zu dir kommen.

Sei nett, auch mit deinem Körper. Stelle dich seitlich hin, dann kannst du auch gern weiter deine Arme offen halten. Von der Seite sehen diese nicht mehr wie eine Schranke aus. Lade deinen Hund ein zu dir zu kommen. Hinhocken kannst du dich, bedenke aber, dass dein Hund deine Körpersprache mit lernen könnte. Das bedeutet, dass du dich eventuell immer hinhocken musst, wenn du deinen Hund rufst. Je netter du aussiehst, desto schneller und fröhlicher wird dein Hund zu dir kommen.

Dein Hund macht viele Fehler

Du hast ein passendes Signal und deine Körpersprache stimmt, trotzdem macht dein Hund viele Fehler und übergeht dein Abrufsignal? Das kann daran liegen, dass dein Training nicht gut aufgebaut war. Es lohnt sich vor allem bei so wichtigen Verhalten immer einen Trainingsplan zu führen. Für deinen Trainingsplan benötigst du als erstes eine Ablenkungsliste. Auf diese Liste schreibst du nun alle Situationen, die deinen Hund im Alltag ablenken, unabhängig davon wie dein Hund sich besser verhalten soll.

Ein Verhaltenswunsch wäre: Nicht springen, wenn Besuch kommt
Eine Ablenkung für die Liste wäre: Wenn Besuch kommt

Auf diese Liste schreibst du nun alle Situationen des Alltags. Hier solltest du auch unterscheiden zwischen Situationen in denen ihr allein seid, in denen Menschen sind, in denen Hunde sind, etc.

Wiese allein  -  Wiese mit fremden Menschen  -  Wiese mit Hunden  -  Wiese mit Wild

Die Situationen auf deiner Ablenkungsliste sortierst du nun nach Schwierigkeitsgrad. Du beginnst mit der Einfachsten und endest mit der Schwierigsten. Zum Schluss fügst du über der einfachsten Situation noch ein paar leichtere Situationen hinzu, in denen sich dein Hund sehr gut konzentrieren kann.

Im Wohnzimmer  -  Im Wohnzimmer mit zweiter Person  -  Im Wohnzimmer während der Hund spielt

Nun hast du eine tolle Liste mit einer Übersicht aller Ablenkungen für deinen Hund. Diese Liste nutzt du nun als Trainingsplan. Du startest dein Rückruftraining in der einfachsten Situation. Hat dein Hund es hier verstanden und kommt wie ein Blitz zu dir gerannt, startest du mit der nächst schwierigeren Situation. Funktioniert es da, gehst du wieder auf die nächste Stufe usw. So hast du ein klar strukturiertes Training, in dem dein Hund kaum Fehler machen sollte, da du ihn nie überforderst. Durch die kleinschrittig steigenden Ablenkungen führst du deinen Hund langsam an das Endverhalten heran und er hat die Möglichkeit immer motiviert mitzumachen, da er die Übung versteht.

Tatsächlich liegt hier bei den meisten Teams der größte Knackpunkt. Das Training war einfach nicht gut aufgebaut. Listen führen nervt ein bisschen, zahlt sich aber enorm aus.

Dein Rückruf lohnt sich nicht

Der Rückruf ist ein Verhalten, welches am Ende Leben sichern kann, wenn dein Hund zum Beispiel in die Richtung einer Straße läuft. Ich persönlich nutze hier deshalb eine lebenslange Verstärkung für jedes Rufen. Mein Rückruf lohnt sich IMMER. Ich baue bei diesem Verhalten keine Belohnungen ab, weder in der Menge noch in der Qualität. Rufe ich meine Hunde aus ganz leichten Situationen heraus, nutze ich nicht mein Abrufsignal. In diesen Momenten nutze ich den Hundenamen, den Handtouch oder etwas anderes. Mein Abrufsignal nutze ich, wenn es mir wirklich wichtig ist und belohne entsprechend spannend.

Spannend bedeutet, der immer selbe Keks aus deiner Hand wird nicht zu der gewünschten Motivation führen, damit sich dein Hund auch am Wild abrufen lässt. Deine Belohnungen sollten hier möglichst abwechslungsreich in Qualität und Interaktion sein. Du kannst dir verschiedene Sorten Futter einpacken, du kannst das Futter werfen, verstecken oder fangen lassen. Mit Spielzeug ist es ebenso, verschiedene Spielzeuge und auf verschiedene Arten damit spielen. Und zu guter Letzt hast du auch die Umwelt, welche du als Belohnung nutzen kannst. Schnüffeln, rennen, baden und wälzen sind nur einige Dinge die uns die Umwelt bietet.

Ich selbst habe immer einen Ball, einen Fellball und ein Zergel dabei. In meinem Futterbeutel sind immer 2 - 4 verschiedene Futtersorten. So muss ich nicht mit einer ganzen Reisetasche los auf den Spaziergang, habe aber eine schöne Auswahl mit. Mit jedem der Dinge kann ich nun noch verschiedene Sachen machen. Das, plus die Umweltbelohnungen, bietet mir die Möglichkeit aus über 15 verschiedenen Belohnungen zu wählen. Mehr Spannung geht kaum!

Mit einem klaren Signal, einer netten Körpersprache, einem guten Trainingsplan und spannenden, abwechslungsreichen Belohnungen kann bei deinem Rückruftraining kaum noch etwas schief gehen. Und wenn’s mal nicht klappt? Dann überprüfst du genau diese 4 Punkte und passt da an, wo noch Schwierigkeiten sind.

Blogartikel #22


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